Biegsam ohne Brechen - Alltagsmagie

Biegsam zu sein ist in der Natur ratsamer als stark wie eine Eiche. Wir brauchen die Beweglichkeit, um uns an Gegebenheiten anpassen zu können. Doch irgendwie haben wir dieses Bedürfnis falsch verstanden und verbiegen uns stattdessen, um in Schuhe, Schubladen und Beziehungen zu passen, und das je nach Stur- und Verbissenheit ums Biegen und Brechen.

Und was haben wir davon? Mit der Zeit werden wir so windschief, dass jedes emotionale Lüftchen uns umwirft, jede kleinste Veränderung zerzaust nicht nur die Frisur, sondern bringt die Stabilität zum Wackeln, weil sie nicht wirklich besteht. Wir werden unbeugsam im Verbiegen, könnte man sagen.

Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir damit erreichen wollen. Also kann das nicht das Richtige sein. Obwohl natürlich stark zu sein wie eine Eiche auch ein netter Gedanke ist. Dennoch, wir brauchen einen Körper, der biegsam ist. Das bedeutet nicht, dass man dafür zwangsläufig rank und schlank sein muss. Wer sich auf Diäten versteift, stellt fest, dass er überhaupt nicht biegsamer wird, auch nicht, falls sie tatsächlich etwas bringen.

Und wer sich breit aufstellt wie eine steirische Eiche, damit er niemals weiche, wird irgendwann ebenfalls eines Besseren belehrt, je eher desto besser, denn beides ist ungesund. Das klingt etwas gemein, warum es das nicht wirklich ist, sondern wohl meinend, zeigt sich beim tieferen Eintauchen ins Thema.

Biegsamkeit ist
eine Einstellung, ebenso wie Unbeugsamkeit und Sturheit. Wir versuchen unbewusst oft, etwas zu sein, von dem wir glauben, dass wir so mit dem Leben besser zurecht kommen und vor allem mit anderen Menschen – ein nicht unwesentlicher Punkt. Wir versuchen unbewusst, anderen zu geben, was sie brauchen oder auch von uns wünschen, sie nicht im Stich zu lassen. Wir wollen also ihre „emotionalen Löcher stopfen“, sie vor Einsamkeit und Schuldgefühlen bewahren.

Dieser Teil der Motivation ergibt sich aus unserem Mitgefühl und dem Bedürfnis, helfen zu wollen, in der Annahme, dass wir das können, ja auch dürfen. Können wir nicht und dürfen wir nicht, und sollen wir auch nicht. Das gilt ebenso umgekehrt. Niemand kann unsere emotionalen Löcher stopfen. Eine Umverteilung der Last bringt keinem Entlastung.

Gehen wir eine Beziehung ein, obwohl wir im Grunde wissen, dass wir nicht hineinpassen, passt die Beziehung für beide Seiten nicht. Was nicht passt, passend zu machen mag vielleicht praktisch sein, für eine oder sogar beide Seiten, egal aus welchen Gründen.

Nebenher geht ein ungelebtes eigenes Leben, das ein langes Gesicht macht und wir sehen es nicht. Ist es da nicht sinnvoller, ja ein Liebesdienst sogar, einander gehen zu lassen, auch wenn wir uns noch so lieben und vielleicht seit Äonen kennen, karmisch verbandelt sind oder so?

Zu sich zu stehen ist wohl die schwierigste Lektion überhaupt, jedoch notwendig. Wie wollen wir uns je selbst kennenlernen, wenn wir so tun, als wären wir etwas anderes? Dann wird „die Kunst, ich selbst zu sein“, zur Unmöglichkeit. An ihre Stelle tritt der Wettbewerb, wer kann sich heftiger verbiegen bis er bricht? Wir lieben ja Wettkämpfe, das erklärt einiges.

Der Weg aus dem Dilemma ist?
Unbequem, ganz klar. Genauer betrachtet geht es ja nicht darum, anderen etwas zu geben, von dem wir meinen, dass sie es brauchen und wünschen, warum auch immer. Überhaupt, woher wollen wir das wissen, haben wir sie gefragt? Wohl kaum, die Antwort würde uns wahrscheinlich überraschen, positiv sogar.

Wir verbiegen uns, um etwas zu vermeiden, immer, umso mehr, je gravierender das ist. Da schafft es sogar die Eiche zu weichen, wenn es sein muss. Die Gründe fürs Verbiegen sind offensichtlich weit weniger edel als angenommen.

Die richtige Frage, die wir uns stellen sollten im Falle von Verbiegen lautet: „Was versuche ich damit zu vermeiden?“ Die Antwort verblüfft ebenfalls und es ist regelrecht befreiend, sie zu kennen. Was dann folgt, ist natürlich wieder etwas trickreich und unbequem. Jetzt geht es darum, das nicht mehr zu vermeiden und das schaffen wir vielleicht nicht gleich auf Anhieb.

Es hängt nicht nur viel dran, sondern wir hängen noch mehr dran als nötig. Auch das ist so ein Urtrieb, das Dramatisieren. Wir wollen es quasi rechtfertigen und uns herausreden. Das ist verständlich und gilt es einfach zu akzeptieren, ist eben so.

Stattdessen gehen wir darauf zu, Schritt für Schritt und mittendurch. Erst verstärkt sich der Stress, logisch, doch wenn wir nachgeben, werden wir immer nachgiebiger und als Folge davon biegsamer, anpassungsfähiger an das, was wirklich ist, ans Leben und seine vielfältigen Anforderungen. Und ganz nebenbei erlernen wir die Kunst, ich selbst zu sein.

Der Körper spricht auch da wieder Klartext. Er reagiert darauf und wird ebenfalls biegsamer. Das kann man natürlich fördern durch gezielte sanfte Übungen, welche die Beweglichkeit auf allen Ebenen fördern. Analog dazu wächst die Stärke. Wir lernen, anders umzugehen mit Energie, das große Thema dieser Tage. Sie fehlt ja nicht, sie ist nur fehlgeleitet und der Speicher, wo sie gebunkert ist, will gefunden werden.

Die äußeren Umstände widerspiegeln deutlich das, was im Inneren geschieht. Der Zeitgeist zeigt mit Pluto im Wassermann und nun auch noch mit Uranus in den Zwillingen, wo es langgeht. Wir haben viel Zeit und Energie darauf verwendet, unsere ganze Energie gegen uns selbst zu richten, mit zunehmender Wirkung, denn unsere geistigen Kräfte sind gewachsen.

Früher konnte man lange Mist denken und fühlen, bevor er uns vergiftete. Das schaffen wir heute fast mit einem Fingerschnippen, nur geht das Gegenteil, die Auflösung, Befreiung im Grunde ebenfalls mit einem Fingerschnippen.

Wohl dem, der den richtigen Gedanken findet, der auflöst, was gerade unser Gemüt verdunkelt und uns erstarren lässt. Wir lernen analog zum Kennenlernen, wie wir uns unbewusst immer neuen Müll aufladen, und verändern auch dieses Verhalten schrittweise.

Wir packen den Stier an den Hörnern – ein Symbol für die alltäglichen Herausforderungen mit Körper und Leben, Umstände und aktuelle Bedingungen, für uns ein rotes Tuch – und machen ihn gefügig, damit seine Kraft uns stärker macht. Es ist wie ein Tanz, jedoch nicht um das goldene Kalb, sondern eher wie die Jugend seinerzeit in Kreta, die sich auf des Stiers Rücken schwang und zeigte:

Ein biegsamer offener Geist wohnt in einem biegsamen und beweglichen Körper.
 
©tina peel

Beratungen und Analysen
Meine witzig weisen Bücher und Ebooks,
nicht nur astrologisch, aber auch
... und vieles mehr auf: Abenteuer Selbsterkenntnis

 

 

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