Den Bock zum Gärtner machen? Eine philosophische Betrachtung der Lebensabsicht
Wie absurd! Das käme uns im Traum nicht in den Sinn! Ein Bock als Gärtner? Da bräche ja das totale Chaos aus. Es heißt nicht umsonst „Schuster, bleib bei deinem Leisten“. Wenn da nur nicht diese Wunschträume und Fantasien wären, was wir so gern lernen, tun, leben, ja was uns wirklich glücklich machen würde. Aber das sind ja nur Hirngespinste.
Hirngespinste? Jetzt mal ehrlich, hätte uns vor zwei Jahren jemand erzählt, wie radikal sich unser Leben innerhalb von ein paar Monaten ändern wird, pauschal, für alle, wir hätten es nicht geglaubt. Und schon gar nicht auf diese Weise. Es wäre uns völlig absurd vorgekommen, ein Hirngespinst. Doch dann stürmte plötzlich nicht nur ein Bock durch unsere Lebensgärten, eine ganze Herde wühlte von Grund auf alles auf, zertrampelte vieles, was uns wichtig oder für uns zumindest normal und alltäglich war. Die Erschütterungen zogen manchem regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Ja sogar der Schuster kriegte sein Fett weg, weil er seinen Laden dicht machen musste. Auf dem Teppich zu bleiben gelang meist nur, wer einen fliegenden sein eigen nennen konnte ... womit wir wieder in der Kategorie „Hirngespinste und Wunschträume“ angelangt wären.
Bleifuß statt Bleifüße
Die Zeichen dieser Zeit standen ja lange und ausgiebig – und stehen teilweise immer noch – auf „Bleifüße“. Ein Vorwärtskommen ist da kaum möglich. Überhall heißt es „Zutritt verweigert“, nicht nur in Cafés, Bars und Gastbetrieben. Als ob es ein bestimmtes Passwort brauchen würde, um sich endlich wieder frei bewegen zu können. Der Geist ist nach wie vor ziemlich bockig und unwillig, und das Fleisch macht sogar mit, denn auch Mars will sich dieser Tage nicht so recht von der Stelle bewegen. Er neigt in der Jungfrau zur Vorsicht. Es mag ja in vielerlei Hinsicht nicht unbedingt schlecht sein, auf Nummer Sicher zu gehen. Doch verschreibt man sich der Sicherheit, geht mit Sicherheit die Freiheit flöten. Da haben wir die Bleifüße! Mit triftigen Gründen und Überredungskunst kann man diesen Mars trotz aller Vorsicht und Unwilligkeit an Bord holen und sich denn auch relativ gut bewegen. Schrittweise eben, aber das reicht ja schon. Man könnte ihn auch aus der Reserve locken. Wie wäre es damit, ihn einen Feigling zu schimpfen? Das lässt er genau so wenig auf sich sitzen, wie der Widder, dem er zugeordnet ist. Er kommt in Rage, lässt alle Vorsicht schießen und gebärdet sich unter Umständen wie ein Rammbock. Dank Mars in der Jungfrau lassen sich jedenfalls sogar Baustellen aufarbeiten, die eine lange bis sehr lange Zeit kein Ende fanden. Er findet nicht nur die Schwachstellen, die uns Bleifüße verpassten, er merzt sie auch aus, also könnte er, sofern er sich traut. Den Teppich zum Fliegen, bringt er wahrscheinlich nicht. Dazu ist er viel zu erdverbunden.
Da trifft es sich prima, dass Jupiter nochmal einen Abstecher in den Wassermann macht. Jetzt können Ideen wieder aufgenommen werden, die wir verwarfen, weil sie uns zu absurd oder unrealistisch, zu hoch, zu weit entfernt vorkamen. Also mit Vorliebe Ideen, die zu schön sind, um wahr zu sein, die liebt Jupiter im Wassermann am meisten. Warum also nicht einen Bock zum Gärtner machen, wenn es das ist, wovon der Bock träumt? Dieser Tage könnte das für sehr viele sogar DIE Lösung sein. Könnte? Spaß beiseite: Uranus zieht durch den Stier. Pluto im Steinbock hat ihm zwar die Show gestohlen, doch das tut der explosiven Kraft Uranus’ keinen Abbruch. Wer auf gewohnten Wegen und bisherige Weise nicht weiterkommt, muss auf ungewohnte wechseln und sich an Aufgaben wagen, die womöglich nichts mit seiner Ausbildung und dem bisherigen Brotjob zu tun haben. Das alte Motto „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ hat ausgedient. Heutzutage stehen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an schnell wechselnde Umstände an oberster Stelle. Wenn es so nicht klappt, dann so oder so oder doch komplett anders. Mars gibt in der Jungfrau nicht auf, bis er einen Weg findet, ja unseren Weg sogar. Das Passwort lautet „Mach’s einfach!“. Auf diesem Weg geben wir Bleifuß mit Vergnügen und preschen endlich los, dermaßen beflügelt, dass wir vielleicht sogar abheben. Am Ende fragt man sich ...
Was das Leben wirklich will
… und ob hinter der ganzen Sache mit den weltweiten Blockierungen nicht womöglich eine bestimme (Lebens-)Absicht steckt. Will das Leben uns schaden? Mitnichten! Öffnen wir das Raster unseres Blickwinkels und betrachten das Leben in einem größeren Rahmen, erkennen wir, Wachstum und Entfaltung auf allen Ebenen ist offensichtlich, was es will. Bedeuten diese Beschränkungen also, dass uns das Leben Beine machen will? Aber hallo, ja natürlich! Unsere philosophische Ader weiß, dass nichts ohne Sinn geschieht. Jeder, der hinterfragt, stößt auch auf dieses Universalgesetz. Brauchen wir also Bleifüße, um geistig fliegende Teppiche zu finden? Sieht so aus. Es sind ja im Grunde nicht die Füße, die blockiert sind, es ist die Vorstellung, dass man den Bock nicht zum Gärtner machen kann. Au contraire! Umbrüche und Veränderungen sind notwendig, wo Verstocktes und Verbocktes uns behindert. Da entdeckt so mancher, dass sich ein Bock als Gärtner sehr wohl eignet. Er frisst Büsche und Hecken in Form mit Vergnügen und hält den Rasen kurz, besser als jeder Roboterrasenmäher. Obwohl sich Alpakas auch prima eignen würden. Im Gegensatz zu Schafsböcken reißen sie das Gras nicht aus beim Fressen, sondern knabbern es ab. Und ihre Hufe seien so konzipiert, dass sie den Boden nicht aufwühlen, sondern unversehrt lassen, heißt es. Der Bock als Gärtner könnte also durchaus auch ein Alpaka sein. Ob so oder so, man muss seine ungestüme Energie nur lenken. Anfängliche Verwüstungen aus Unwissenheit gehören zu jedem Lernprozess. Also trau dich, du zögerlicher Jungfrau-Mars, tu’ es Baby!
So schickt man Bock und Alpakas auf eine Weide, wo das Leben wieder rockt. Damit hat es sich ausgestockt und wird nichts mehr verbockt.
©tina peel
für Allgeiers Sternbild Magazin, Rubrik Astrologie & Philosophie