Wir ziehen durch die Häuser ~ Haus 2: ICH habe Bedürfnisse

In der neuen Artikelreihe in Allgeiers Sternbild Magazin versuche ich, die Bedeutung astrologischer Häuser erfahrbar zu machen und mit leisem Humor auf den Punkt zu bringen. Ich hoffe, es ist mir gelungen. Viel Lesevergnügen:

Ich dachte, wenn ich erst mal angekommen bin ‚im Leben‘ ist alles gut. Dann habe ich viel Platz und kann wieder Purzelbäume machen und den ganzen Tag spielen und mich austoben. So ist es ja auch, doch plötzlich kriege ich so ein komisches Gefühl, mir wird ganz flau, fühle mich unwohl ... heul. Ah, ich werde auf den Arm genommen und suche was … gefunden! Mmmhhh, meinem Bauch geht es schon viel besser. Moment, was ist das? Jetzt bin ich ganz nass untenrum. Wie unangenehm … brüll! Und jetzt wird mir auch noch kalt. Och, hört denn das nie auf? Das ist so lästig. Oh, schon viel besser, nur fallen mir jetzt die Augen zu. Ich will aber nicht, ich will spielen ...

Geboren zu werden, ist das eine kleine Seele, das andere ist, das Leben am Leben zu erhalten, dich darin häuslich einzurichten und zu lernen, mit deinen Energien hauszuhalten. Das Leben ist eine Leihgabe und du hast die Pflicht, dich darum zu kümmern. Na ja, im Moment kannst du dich noch nicht selbst versorgen, andere kümmern sich darum, dass dein Auto gewaschen wird und schlafen gelegt, den nötigen Sprit erhält und free hugs, wann immer du sie brauchst. Würdest du nur spielen und die Signale übergehen, die dein Körpergefährt dir schickt, wäre das Spiel schon bald wieder aus. Ja das Leben selbst tut alles, um sich zu erhalten, es ist mit starken Überlebensinstinkten ausgerüstet. Wenn sie sagen „schlaf!“, dann schlafe, wenn sie sagen „Hunger!“, dann melde dich und sorge dafür, dass dein Körper gefüttert wird. Sie wissen genau was er braucht, um gesund zu sein und zu bleiben, darauf ist Verlass. Also füge dich besser ihrem Drängen. Erst die Pflicht, dann das Vergnügen, das umso vergnüglicher ist, wenn es deinem Körper gut geht.


Nein, nein, nein!

Ich habe meine geliebten Teddys und den Schnuller, und die flauschige Schmusedecke auch. Doch heute entdeckte ich beim Einkaufen mit meiner Mutter einen rosa Teddy. Meine Augen saugten sich an dem Anblick fest und ich konnte mir ein Leben ohne diesen rosa Teddy nicht mehr vorstellen. Ich wollte ihn unbedingt haben, doch die sanfte Stimme, die wie ich jetzt weiß meiner Mutter gehört, sagte nein und meinte, ich hätte schon genug Teddys. Ich schrie und weinte, bis ich plötzlich einschlief. Als ich erwachte waren wir längst zuhause und kein rosa Teddy weit und breit, das war ja so gemein von ihr. Jetzt sage ich auch oft nein, nein, nein, ich will das nicht essen, nein, ich will nicht ins Bett. Ich meine es nicht immer so, aber es ist schön, wenn andere sich daran halten. Dann weiß ich, ich bin wichtig, ich bin jemand, kein Teddy, den man herumschieben kann und der sich nicht wehrt.

Man kriegt nicht immer, was man will, kleine Seele, und das ist auch gut so. Das ist eine sehr wichtige Lektion, denn wenn du alles haben kannst was dir gerade gefällt, verliert es seinen Wert. Und je mehr Teddys du besitzt, umso geringer schätzt du sie, aber nur was wertvoll ist für dich, macht dich ‚satt‘. Ansonsten wirst du unersättlich und versuchst deinen Hunger mit immer neuen Teddys zu stopfen, was dir nicht gelingt. Das gilt jedoch nicht nur für Teddys. Auch du selbst solltest dich manchmal ‚rar‘ machen und nicht zu allem und allen ja sagen, wie du richtig bemerkt hast. Sonst brauchst du dich nicht zu wundern, dass du ausgenützt wirst, benützt wie ein Taschentuch – wisch und weg. Man kann es deinem Umfeld nicht verübeln, nicht nur du hast Bedürfnisse. Doch genau so wie du Wertschätzung entwickelst, wenn du nicht immer deinen Willen kriegst, genauso entwickeln andere Wertschätzung, wenn sie nicht immer ihren Willen und von dir kriegen, was sie wollen. Das Wörtchen ‚nein‘ ist der Schlüssel zur Abgrenzung und Abgrenzung der Schlüssel zur Wertschätzung. Sagst du was du willst und nicht willst, weiß man, woran man bei dir ist und wie man mit dir umgehen soll – wo deine Grenzen sind. Und du entwickelst ein Gefühl von Sicherheit, weil du weißt, dass die Grenzen respektiert werden, die du auf diese Weise markierst. Du fühlst dich wohl, in deiner Haut und deinem Revier, hast keine Angst, dass man dir zu nahe kommen könnte.

Du siehst, es war nicht gemein von deiner Mutter nein zu sagen, sondern existenziell wichtig, du hast eine weitere lebenswichtige Lektion gelernt.



Sinnesfreuden

Meine Mutter riecht so gut, wenn sie mich an sich drückt, … mhhh … so viel besser als wenn meine Windel voll ist. Das mag ich gar nicht, es stinkt. Der Himmel ist manchmal so schön blau, das Gras grün. Das sind nicht die gleichen Farben, das habe ich gemerkt. Der Ball ist rot, das Tuch fühlt sich kratzig an, meine Schmusedecke schön weich und warm. Ich stecke alles in den Mund, was meine Mutter nicht immer gut findet. Es folgt oft ein Nein. Doch wie soll ich wissen wie Rot schmeckt, oder ein Käfer, was heiß ist und was kalt? Ich muss alles berühren, daran riechen, es in den Mund stecken und schütteln, um zu hören wie es klingt. Tue ich es trotz ihrem Nein, merke ich, sie hat recht, hätte ich nicht tun sollen. Doch jetzt begreife ich wenigstens, warum ich den Käfer nicht in den Mund stecken soll, der ist ja eklig, ganz bitter. Oder warum ich das heiße Bügeleisen, das so lustig zischt wie die Schlange in der Kindersendung, besser nicht berühre. Aua, heiß! Das tut aber weh! Das also ist ‚heiß‘, da lasse ich lieber die Finger davon. Auch andere Dinge gehen kaputt, nicht nur meine Finger, also bin ich jetzt vorsichtiger. Aber da ist noch so viel anderes, was ich nicht kenne und nicht verstehe.

Natürlich willst du alles erforschen, du neugieriges Wesen. Das sollst du auch, deine Sinne helfen dir, deine Welt und dich selbst darin zu begreifen. Würdest du dich nicht mit allen Sinnen darauf einlassen, bliebe sie abstrakt und unverständlich. Dass du dabei manchmal Beulen und Verbrennungen abkriegst – ja, die können und werden immer wieder auch seelischer Natur sein, nicht nur körperlich – und einiges kaputtgeht, gehört zum Lernprozess dazu. So erkennst du, wo die Grenzen sind und findest das richtige Maß im Umgang. Ein bisschen über die Stränge schlagen und Grenzen ausloten schadet nicht, das erweitert deinen Horizont, jedoch bitte nicht ums Biegen und Brechen.

Abgesehen davon wollen auch deine Sinne gefüttert werden. Alle fünf beisammen zu haben ist ein Geschenk und nicht selbstverständlich. Da ist es nur fair, dass auch du sie beschenkst und ihnen Freude machst. Jetzt sorgt noch dein Umfeld dafür, dass sie Anreize erhalten, Schönes zur Betrachtung, Dinge, die gut riechen oder schmecken, Berührungen und Streicheleinheiten ... alles Dinge, die das Leben erst lebens- und liebenswert machen und dafür sorgen, dass du dich wohl und sicher fühlst in deiner Haut. Sie haben es verdient, denn wenn die Sinne verkümmern, verkümmert auch das Leben in dir.



Unterhaltspflichten

So langsam nimmst du also dein Nest in Besitz liebe Seele, erforschst Größe und Beschaffenheit, was man darin und damit alles tun kann und was besser bleiben lässt. Gleichzeitig lernst du das Leben am Leben zu erhalten, was es alles dazu braucht. Noch wird für dich gesorgt, genieße es, denn du übernimmst schrittweise mehr Verantwortung, was dich zunehmend unabhängiger macht. Ob dir das schmeckt oder nicht, wie groß dabei der Widerstand ist und wie du deine Brötchen vorzugsweise verdienst, verrät das 2. Haus in deinem Horoskop. Plagen dich Existenzängste und häufst du deshalb Teddys, Schmusedecken und tausend andere Dinge an, weil du dich dahinter sicherer fühlst? Dann hast du alle Hände voll damit zu tun, auch diesen Berg an Dingen am Leben zu erhalten – und schließt gleichzeitig die Angst mit ein. Natürlich verlangt das Leben einiges an Pflege und Unterhaltspflichten von dir, dass du dich zum Sklaven deines Besitzes machst, gehört nicht dazu. Gib ihm was es braucht liebe Seele, verrichte deinen Liebesdienst am Leben zuverlässig jeden Tag, dann gibt es dir all die Liebe zurück mit Zinsen. Darauf kannst du bauen und frei macht es auch, frei, um im dritten Haus auf Entdeckungsreise zu gehen.



Wonnemonat Mai


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