Ein Platz an der Sonne ~ Was wir vom Löwen alle lernen können
Im Grunde suchen wir doch alle danach. Er zieht uns ebenso magisch an wie Pflanzen und Bäume, ja die ganze Natur. Auch dort kämpft jeder um einen Platz an der Sonne. So ein Plätzchen ist ja auch eine heiße Sache, es verspricht finanzielle Sicherheit, Glanz und Gloria und immerwährende Glückseligkeit. Wenn wir dort hinkommen, so denken wir, dann scheint für uns immer die Sonne. Wir werden geliebt, bewundert, beachtet und respektiert, verehrt wie Promis und Divas. Das gefällt dem Löwen in uns. SIE haben den Platz an der Sonne ergattert. Ihre Villen sprechen für sich, da ist mächtig viel Licht und Sonne. Und tolle Pools haben sie auch, zum Abkühlen, wenn es an der Sonne zu heiß wird. Es muss herrlich sein, so zu leben, Partys zu schmeißen und alle zu beeindrucken. Das ist ganz nach dem Geschmack des großen Schmusekaters. Die Zäune und Sicherheitsvorkehrungen darum herum stehen im Schatten und lassen sich gut ausblenden. Hauptsache groß, gut versorgt und alle Sorgen los. Also bitte, ...
Wo ist der Fahrstuhl nach oben?
Der kommt nicht. Er ist anscheinend immer besetzt, man kann den Liftknopf drücken so viel man will. Das ist auch kein Wunder, denn „Fahrstuhl“ und „Platz an der Sonne“ schließen einander aus. Es führt nur ein einziger Weg hin und der geht sich aus eigener Kraft, sonst wäre er nicht, was er ist – einmalig, wertvoll, etwas Besonderes, da schwer zu ergattern. Mit „Warten auf Godot“ … äh … auf Fahrstuhl nach oben verschenkt man nur wertvolle Lebenszeit. Gut also, dass man gar nicht warten muss, um hinzukommen. Man kann gleich die Treppe nehmen und Schritt für Schritt nach „oben“ steigen. Bequem ist das nicht, ja sogar anstrengend. Nicht nur Beinarbeit ist verlangt, auch die Pumpe wird gehörig beansprucht. Gut so, denn das Herz wird dem Löwen zugeordnet und viel zu oft außenvorgelassen, nicht nur mangels ausreichender Bewegung. Unser Zentralorgan braucht Training auf verschiedenen Ebenen, sei es körperlich – es ist schließlich ein Muskel – wie auch seelisch. Es will mitreden können bei der Gestaltung unseres Lebens. Hören wir weg, wird es laut, hämmert und trommelt um Aufmerksamkeit. Da kommt doch so eine Treppensteigerei zum ganz persönlichen Platz an der Sonne gerade recht. Wird es auf Trab gebracht, können wir es einerseits spüren. Es hämmert dann nicht aus Frust, sondern zwecks Antreiben der Durchblutung von Kopf bis Fuß. Andererseits kriegen wir viel mehr mit unterwegs. Im Fahrstuhl wären wir isoliert und abgeschottet, wir nähmen nicht wirklich teil. Doch ein Platz an der Sonne verlangt volle Teilnahme am Spiel und Einsatz mit ganzem Herzen. Das ist Bedingung. Man muss sich die Hände schmutzig machen, aber nicht, indem eine Hand die andere wäscht. Erschwindeln funktioniert nicht, Korruption ist überflüssig. Der Hosenboden leidet, weil man ab und zu auf den Hintern fällt. Man lädt Schuld auf sich, absichtlich und unabsichtlich … Doch SO ist das Leben. Wir können teilnehmen und schmutzig und verbeult, aber auch glücklich und weise werden. Oder wir packen Hände, Hosenboden, Herz und den Rest von uns weg und bleiben ... trotzdem nicht rein. Sich dem Leben zu entziehen, ist nämlich an und für sich schon eine schmutzige Sache, und macht erst noch ein schlechtes Gewissen, was auch nicht witzig ist. Außerdem, im Regen stehen lässt uns dann nicht das Leben. Das geht auf unsere Kappe, wenn wir uns herausnehmen. Ihm ist es einerlei, das Spiel des Lebens findet so oder so statt, mit oder ohne uns. Und trotzdem haben wir alle Zeit der Welt, um die Spielregeln zu lernen und mitzuspielen. Hauptsache, wir sind dabei.
Ein Löwe kann ruhig herumliegen und sein Leben verschlafen. Er wird spätestens dann erwachen, wenn andere sein Revier erobert haben und sein Magen knurrt. Werden die Umstände dramatisch, ist schon mancher aus seiner Lethargie erwacht. Gut also, dass der Platz an der Sonne uns so sehr am Herzen liegt, dass er uns meist magisch anzieht, wenn auch oft aus den falschen Gründen, um zu scheinen statt zu sein. Dennoch, die Sonnenseite des Lebens ist stark motivierend und wirkt aktivierend, wir überqueren manche gefährliche Straße, um hinzukommen. Das Herz will eben, was es will. Und die gute Nachricht ist, es gibt ihn wirklich und für jedermann. Es kann ihn uns niemand wegschnappen, Ellbogenarbeit braucht es also nicht. Holen wir uns also aus dem Regen, statt uns stehen zu lassen, denn ...
Erfüllung im Leben
… ist im Grunde so einfach. Je mehr wir unsere Talente und Fähigkeiten ins Leben einbringen, umso sonniger fühlt es sich an. Fehlt es an Erfüllung, geizen wir tatsächlich mit unseren Reizen, wir halten mit unseren Fähigkeiten und Talenten hinter dem Berg. Natürlich schaffen wir es nicht über Nacht, sie zu entwickeln, ja überhaupt zu entdecken. Und wir wissen auch oft nicht, wo beginnen, wenn wir sie entdeckt haben. Es ist ein Prozess, der jedoch bereits mit dem Entschluss und den ersten Schritten in die entsprechende Richtung Wirkung zeigt.
Am Anfang war das Feuer, dieser Funke, mit dem das Leben begann, im Herzen. Es ist das erste Organ, das nach der Zeugung gebaut wird. Der Lebensfunke ist also gleichzeitig existenziell wie kreativ. Das gilt ebenso fürs äußere Feuer. Seine Entdeckung und Nutzung förderte die menschliche Entwicklung. Es wärmte und eröffnete ganz neue Möglichkeiten, nicht nur bei der Essenszubereitung, beim Warmhalten und Fernhalten wilder Tiere, auch in Sachen Kreativität. Schmiedekunst beispielsweise. Beide Feuer, inneres wie äußeres, wurden uns geschenkt. Es ist an uns, herauszufinden, was man damit alles anstellen kann und wie man sich möglichst nicht die Finger verbrennt. Der Löwe ist der Hüter des Feuers, er will experimentieren, so wie Gott angeblich seinerzeit experimentierte, als er das Paradies bevölkerte. Das muss ihm ganz schön viel Spaß gemacht haben, auch wenn einiges dabei schief ging. Doch die Komplexität des Lebens, die aus dem kreativen Spiel entstand, ist verblüffend und überwältigend. Ebenso verblüffend und überwältigend ist es, wenn wir unsere Talente ins Leben einbringen. Das bringt nicht nur die Welt zum Staunen, sondern auch uns selbst. Verzichten wir darauf, werden wir nie wissen, wozu wir fähig sind, das Feuer brennt auf Sparflamme, der Wärmeeffekt ist gering. Doch wehe, wir bringen es zum Lodern, allein schon das kreative Herumwursteln und Zündeln ist vergnüglich. Und plötzlich ist da Lebensfreude!
Am Ende ist doch der Platz an der Sonne nichts anderes als das überwältigende Glücksgefühl, etwas Besonderes geschafft zu haben, es voll auszukosten und darin aufzugehen, Villa und Pool hin oder her. Die sind allenfalls ein nettes Beigemüse.
©tina peel
Wo ist der Fahrstuhl nach oben?
Der kommt nicht. Er ist anscheinend immer besetzt, man kann den Liftknopf drücken so viel man will. Das ist auch kein Wunder, denn „Fahrstuhl“ und „Platz an der Sonne“ schließen einander aus. Es führt nur ein einziger Weg hin und der geht sich aus eigener Kraft, sonst wäre er nicht, was er ist – einmalig, wertvoll, etwas Besonderes, da schwer zu ergattern. Mit „Warten auf Godot“ … äh … auf Fahrstuhl nach oben verschenkt man nur wertvolle Lebenszeit. Gut also, dass man gar nicht warten muss, um hinzukommen. Man kann gleich die Treppe nehmen und Schritt für Schritt nach „oben“ steigen. Bequem ist das nicht, ja sogar anstrengend. Nicht nur Beinarbeit ist verlangt, auch die Pumpe wird gehörig beansprucht. Gut so, denn das Herz wird dem Löwen zugeordnet und viel zu oft außenvorgelassen, nicht nur mangels ausreichender Bewegung. Unser Zentralorgan braucht Training auf verschiedenen Ebenen, sei es körperlich – es ist schließlich ein Muskel – wie auch seelisch. Es will mitreden können bei der Gestaltung unseres Lebens. Hören wir weg, wird es laut, hämmert und trommelt um Aufmerksamkeit. Da kommt doch so eine Treppensteigerei zum ganz persönlichen Platz an der Sonne gerade recht. Wird es auf Trab gebracht, können wir es einerseits spüren. Es hämmert dann nicht aus Frust, sondern zwecks Antreiben der Durchblutung von Kopf bis Fuß. Andererseits kriegen wir viel mehr mit unterwegs. Im Fahrstuhl wären wir isoliert und abgeschottet, wir nähmen nicht wirklich teil. Doch ein Platz an der Sonne verlangt volle Teilnahme am Spiel und Einsatz mit ganzem Herzen. Das ist Bedingung. Man muss sich die Hände schmutzig machen, aber nicht, indem eine Hand die andere wäscht. Erschwindeln funktioniert nicht, Korruption ist überflüssig. Der Hosenboden leidet, weil man ab und zu auf den Hintern fällt. Man lädt Schuld auf sich, absichtlich und unabsichtlich … Doch SO ist das Leben. Wir können teilnehmen und schmutzig und verbeult, aber auch glücklich und weise werden. Oder wir packen Hände, Hosenboden, Herz und den Rest von uns weg und bleiben ... trotzdem nicht rein. Sich dem Leben zu entziehen, ist nämlich an und für sich schon eine schmutzige Sache, und macht erst noch ein schlechtes Gewissen, was auch nicht witzig ist. Außerdem, im Regen stehen lässt uns dann nicht das Leben. Das geht auf unsere Kappe, wenn wir uns herausnehmen. Ihm ist es einerlei, das Spiel des Lebens findet so oder so statt, mit oder ohne uns. Und trotzdem haben wir alle Zeit der Welt, um die Spielregeln zu lernen und mitzuspielen. Hauptsache, wir sind dabei.
Ein Löwe kann ruhig herumliegen und sein Leben verschlafen. Er wird spätestens dann erwachen, wenn andere sein Revier erobert haben und sein Magen knurrt. Werden die Umstände dramatisch, ist schon mancher aus seiner Lethargie erwacht. Gut also, dass der Platz an der Sonne uns so sehr am Herzen liegt, dass er uns meist magisch anzieht, wenn auch oft aus den falschen Gründen, um zu scheinen statt zu sein. Dennoch, die Sonnenseite des Lebens ist stark motivierend und wirkt aktivierend, wir überqueren manche gefährliche Straße, um hinzukommen. Das Herz will eben, was es will. Und die gute Nachricht ist, es gibt ihn wirklich und für jedermann. Es kann ihn uns niemand wegschnappen, Ellbogenarbeit braucht es also nicht. Holen wir uns also aus dem Regen, statt uns stehen zu lassen, denn ...
Erfüllung im Leben
… ist im Grunde so einfach. Je mehr wir unsere Talente und Fähigkeiten ins Leben einbringen, umso sonniger fühlt es sich an. Fehlt es an Erfüllung, geizen wir tatsächlich mit unseren Reizen, wir halten mit unseren Fähigkeiten und Talenten hinter dem Berg. Natürlich schaffen wir es nicht über Nacht, sie zu entwickeln, ja überhaupt zu entdecken. Und wir wissen auch oft nicht, wo beginnen, wenn wir sie entdeckt haben. Es ist ein Prozess, der jedoch bereits mit dem Entschluss und den ersten Schritten in die entsprechende Richtung Wirkung zeigt.
Am Anfang war das Feuer, dieser Funke, mit dem das Leben begann, im Herzen. Es ist das erste Organ, das nach der Zeugung gebaut wird. Der Lebensfunke ist also gleichzeitig existenziell wie kreativ. Das gilt ebenso fürs äußere Feuer. Seine Entdeckung und Nutzung förderte die menschliche Entwicklung. Es wärmte und eröffnete ganz neue Möglichkeiten, nicht nur bei der Essenszubereitung, beim Warmhalten und Fernhalten wilder Tiere, auch in Sachen Kreativität. Schmiedekunst beispielsweise. Beide Feuer, inneres wie äußeres, wurden uns geschenkt. Es ist an uns, herauszufinden, was man damit alles anstellen kann und wie man sich möglichst nicht die Finger verbrennt. Der Löwe ist der Hüter des Feuers, er will experimentieren, so wie Gott angeblich seinerzeit experimentierte, als er das Paradies bevölkerte. Das muss ihm ganz schön viel Spaß gemacht haben, auch wenn einiges dabei schief ging. Doch die Komplexität des Lebens, die aus dem kreativen Spiel entstand, ist verblüffend und überwältigend. Ebenso verblüffend und überwältigend ist es, wenn wir unsere Talente ins Leben einbringen. Das bringt nicht nur die Welt zum Staunen, sondern auch uns selbst. Verzichten wir darauf, werden wir nie wissen, wozu wir fähig sind, das Feuer brennt auf Sparflamme, der Wärmeeffekt ist gering. Doch wehe, wir bringen es zum Lodern, allein schon das kreative Herumwursteln und Zündeln ist vergnüglich. Und plötzlich ist da Lebensfreude!
Am Ende ist doch der Platz an der Sonne nichts anderes als das überwältigende Glücksgefühl, etwas Besonderes geschafft zu haben, es voll auszukosten und darin aufzugehen, Villa und Pool hin oder her. Die sind allenfalls ein nettes Beigemüse.
©tina peel
Fürs Sternbild-Magazin: Den Löwen auf den Punkt gebracht |