Seelenpartner versus Lebbarkeit

Ob bewusst oder nicht, zumindest insgeheim streben doch alle nach diesem einen Partner, dem Seelenpartner, die andere Hälfte, „die mich ganz macht und rund. Wenn ich diesen einen finde, dann … ist alles anders!“, denken wir. Das halten wir für die ultimative Liebesbeziehung, die keine Wünsche offen lässt, Harmonie pur bis zum Abwinken. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

So machen wir uns auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, als die uns das vorkommt, was auch irgendwie stimmt. Es ist definitiv schwierig, für sein Liebesglück eine einzige Person finden zu müssen, in Milliarden von Erdenbewohnern. Deshalb testen die einen fleißig (Bist du es? Oder du? Wo bist du?), um jedes Mal nach anfänglicher Euphorie, das Teil endlich gefunden zu haben, doch wieder enttäuscht zu werden, wenn der Alltag Einzug hält.

Andere wiederum warten im Elfenbeinturm darauf, gefunden zu werden. Der einzige, der uns dort findet, ist der Postbote, manchmal sogar der Paketdienstler (soll tatsächlich schon vorgekommen sein). Das war es dann auch schon. Diese enttäuschende Suche läuft auf den Gedanken hinaus, Seelenpartner gibt es nicht. Doch ist das tatsächlich nur



ein schönes Märchen für Romantiker und Träumer?

Die Antwort lautet ganz klar: jein! Ja, es gibt sie, diese Seelenpartnerschaft, und trotzdem nein, denn sie sieht anders aus, als wir uns das landläufig vorstellen. Wäre sie tatsächlich so, wie in unserer verklärten Vorstellung, läge die Chance auf ein Zusammentreffen rechnerisch bei eins zu zig Milliarden. Jedenfalls auf diese Weise, wie wir es VERsuchen. Insofern macht das Aufgeben der Suche nach der Nadel im Heuhaufen Sinn. So nicht!

Die Wahrheit liegt näher beim Heuhaufen selbst. Eine Nadel hat darin wirklich nichts verloren, da brauchen wir gar nicht lange zu suchen. Heuhaufen gibt es hingegen unzählige. Nur stehen wir manchmal wie der Esel vor zwei Heuhaufen, beide gleichermaßen verlockend, und können uns nicht entscheiden. Welcher IST denn nun der Seelenpartner? Wir verhungern lieber, als womöglich falsch zu wählen. Ein solcher Tierversuch hat angeblich stattgefunden, mit genau diesem Ergebnis, das Tier ist verhungert. Vielleicht ist aber auch das nur eine urbane Legende, die sich jemand ausgedacht hat. Doch ich greife vor.

Bei Luftzeichen dreht sich alles in irgendeiner Form um Beziehungen. Die Zwillinge stehen am Anfang. Heuhaufen sehen und sich hineinstürzen geschieht sozusagen in einer Bewegung. Der erste Kontakt steht. Je mehr Heuhaufen zum Spielen, umso besser. Er findet gewisse Heuhaufen attraktiver als andere, die unsympathischen lässt er rasch links liegen.

Die Waage sucht explizit ihren Heuhaufen, den sie zu ihrem Schatz erkürt, mit dem nur sie spielen kann. Sie drapiert das Heu um sich herum und schaut verzückt aus dem Haufen heraus. Nur eben, welcher ist denn nun ihrer?

Für den Wassermann sind alle Heuhaufen gleich, ob klein oder groß, dick oder dünn, ihm ist es einerlei. Hauptsache, es gibt Heuhaufen an seinem Weg. Je schräger der Haufen, desto besser, das elektrisiert ihn umso mehr.

Was allen drei Zeichen gemeinsam ist, es geht nicht ums Herz, es sind geistige Zeichen. Stark vereinfacht gesagt geht es also ums Denken. Wie jetzt? Hat Seelenpartnerschaft etwas mit dem Denken zu tun? Die Antwort lautet diesmal ganz klar: ja!


Beziehungskiller Alltag

Nehmen wir mal an, wir hätten nun tatsächlich unseren Seelenpartner gefunden, zwei Seelen, die seit Äonen miteinander verbunden sind. Wir waren vielleicht schon zusammen in Ägypten, vor langer Zeit, waren Königin und König in Griechenland, Priester und Priesterin im hohen Norden ... Und ganz ehrlich, das mag sogar stimmen, keine Frage. Wir sind beeindruckt von unserem Gegenüber, finden es besonders, eine Bereicherung und wähnen uns endlich am Ziel unserer Träume.

Anfangs tragen wir einander auf Händen, lesen einander jeden Wunsch von den Lippen ab, oder denken zumindest, dass wir das tun. Man traut sich ja dem Frieden zuliebe nicht so recht, zu sagen, was man sich wünscht und will. „Mein Gegenüber liebt mich dann vielleicht nicht mehr, ist enttäuscht von mir …“, das gilt es um jeden Preis zu verhindern. Jedenfalls sind wir furchtbar verliebt, das will man nicht aufs Spiel setzen. Die Welt versinkt um uns herum, wir schwelgen im Glück und können es kaum erwarten, in die gemeinsame Zukunft zu starten. Und jetzt geht‘s los.

Der Alltag beginnt schleichend, wir denken uns nichts dabei, wenn die ersten Gewohnheiten und Eigenschaften auftauchen, die so gar nicht mit dem Bild harmonieren, das wir vom anderen haben. Er lässt seine Kleider liegen nach dem Ausziehen, vergisst den Mist wegzutragen. Allein die Klodeckelstory könnte ganze Bücher füllen. Sie hat unzählige Schuhe, braucht Platz, um sie verstauen zu können. Wozu braucht sie so viele Schuhe? Je ein Paar für Sommer und Winter, eines für die Übergangszeit, Wanderschuhe vielleicht auch, das reicht doch. Und wie viel Geld das kostet … Es muss nicht genau das sein, doch es gibt IMMER etwas, was uns am anderen missfällt. Es kann nebensächlich sein und doch heftig störend. So oder so beginnen wir nun – in Gedanken, wo sonst – das tolle Bild vom anderen in uns zu demontieren, die Enttäuschung nimmt ihren Lauf.

Was nützt es, wenn wir uns seit Äonen kennen, wenn die eigenen alltäglichen Grundbedürfnisse in einer Beziehung nicht erfüllt werden können? Was ist, wenn ich mich dauernd zurücknehmen muss und deshalb leer ausgehe? Was ist, wenn Verhaltensweisen auftauchen, die mir sogar extrem gegen den Strich gehen? Dann fühle ich mich nicht nur frustriert und enttäuscht, ich fühle mich mit der Zeit abgelehnt, ungeliebt und bedroht. Und da macht sich die Liebe schneller vom Acker als man denkt. Ach nein, stimmt ja nicht, die war noch gar nicht da. Da war eben eine Vorstellung – wie gesagt, Luftzeichen! –, die uns angesprochen und angetörnt hat. Darauf haben wir mit entsprechenden Gefühlen reagiert. Was hinter unserer Vorstellung steckt, wussten wir nicht. Wir wussten nicht, wie der andere tickt, was für Vorlieben und Abneigungen er hat, wer er wirklich ist. Ganz bestimmt nicht mehr dieselbe Person wie vor Äonen. Auch die Seele hat sich weiterentwickelt, gottlob.

Müssen wir also Kompromisse eingehen und auf eine Seelenverbindung pfeifen? Nein, pfeifen müssen wir auf unsere verklärte Vorstellung einer ausschließlichen Seelenverwandtschaft. Okay, wir kannten uns noch gar nicht, aber das könnten wir ja jetzt ändern. Werfen wir die Flinte also nicht gleich ins Korn, aber uns, falls nötig, wieder auf den Partnermarkt.


Du da, du da, oder du da?

Haben wir den irreführenden Gedanken aufgegeben, nach der Nadel im Heuhaufen suchen zu müssen, nach dem einen Seelenpartner, haben wir eine reelle Chance, unseren persönlichen Heuhaufen zu finden. Das kann durchaus die Person sein, die bereits an unserer Seite steht. Allen Luftzeichen ist zu eigen, dass sie sich austauschen sollen und wollen. Auch wenn es nicht einfach ist, doch nur im Gespräch lernen wir einander, und uns selbst, erst kennen. Es geht nun darum, gemeinsam einen Konsens zu finden, damit jeder im Alltag seine grundlegenden Bedürfnisse erfüllen kann, kriegt, was er braucht, ohne darum kämpfen zu müssen. Sind die Bedürfnisse diametral entgegengesetzt, dann nützt auch die uralte Seelenverwandtschaft nichts. Das kann auf Dauer nicht klappen, weshalb wir es, so sehr es auch schmerzt, besser lassen sollten. Verlagern wir den Fokus beim nächsten Mal besser auf die Lebbarkeit im Alltag, denn ...

.. wenn wir einfach sein können, wie wir sind, ohne uns verbiegen, verstecken und verstellen (glauben) zu müssen, treffen wir auf jemand, der genau dem entspricht. Es gibt davon Unzählige auf der Welt. Bei einem solchen Menschen fühlt sich die Seele angekommen, ernährt, geborgen und beschützt. Zwei Seelen schwingen im Gleichtakt, ob seit Äonen oder nicht. Die Verbindung steht und hält, weil sie eben mit dem Alltag steht und fällt. Darauf können wir bauen.

Jetzt wächst und gedeiht die Liebe, wie von selbst.

©tina peel
für Allgeiers Sternbild Magazin

 




















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