Beziehungen - der Schleichweg zum Ich

Die erlösende Erkenntnis, dass jede Beziehung in Wahrheit eine Begegnung mit sich selbst bedeutet, bewirkt eine regelrechte Revolution im (Beziehungs-) Leben.

Diese Erkenntnis ist einerseits sehr unbequem, weil man die Verantwortung für seine Probleme nicht mehr auf andere oder irgendwelche Umstände abschieben kann. Andererseits bedeutet es das Ende der Ohnmacht: Man fühlt sich nicht länger anderen ausgeliefert und hat mehr Macht über das eigene Leben.

Partner und Partnerin sind nicht mehr für unser Glück verantwortlich, somit fällt der ganze Erwartungsdruck weg und man begegnet einander unbelasteter, mit offenem Herzen.

Gehen wir den Dingen auf den Grund, schauen hinter die Fassade und kommen von der Oberfläche in die Tiefe, sehen wir, was wirklich ist und das Abenteuer Selbsterkenntnis beginnt, denn in Wahrheit geht es nicht darum, eine tolle Beziehung oder die wahre Liebe zu finden, es geht darum, sich selbst zu finden!

Die wahre Lösung unserer Beziehungsprobleme liegt darin, dem Unsichtbaren und Unbewussten von uns selbst auf den Grund zu gehen. Dazu brauchen wir einerseits die Reaktionen von anderen auf unsere unbewussten Verhaltensweisen. Außerdem ist ein Gegenüber nötig, damit Gefühle fließen können, weil wir sie nur wahrnehmen, wenn sie sich bewegen. Je näher uns nun jemand kommt, umso tiefere emotionale Schichten berührt er.

Jede Form von Beziehung bedeutet teilen, sich teilen, mitteilen, das Ich mit jemand anderem, einem Du teilen.

Dadurch, dass wir uns mit anderen teilen, werden wir selbst „ganzer“ im Sinne von bewusster. Nein, nicht, weil der andere unsere Mängel ausgleicht, sondern, weil wir durchs Mitteilen Zugang zu unserem unsichtbaren Inneren erhalten. Eine Beziehung ist somit gewissermaßen der „Schleichweg zum Ich“, zu sich selbst. Sie macht Selbsterkenntnis möglich, wir werden uns selbst bewusster. Wir sind füreinander Projektionsflächen für Unbewusstes und Unsichtbares. Je näher wir jemandem kommen, umso tiefer sehen wir in uns selbst hinein.


Wer angreift, will sich verteidigen

Eines der größten Missverständnisse im Zwischenmenschlichen ist, zu glauben, dass andere uns schaden oder verletzen wollen. In Wahrheit sind alle mit sich, ihrem Schutz und ihren eigenen Problemen beschäftigt.

Selbsterhaltungstriebe treiben uns zur Selbstverteidigung um jeden Preis und mit allen Mitteln. So entsteht Streit – dabei haben wir einander wahrscheinlich nur unabsichtlich einen verborgenen, emotionalen Knopf gedrückt, eine Angst oder Unsicherheit ausgelöst, einen wunden Punkt berührt.

Je unsicherer und unbewusster wir sind, desto mehr solcher wunden Punkte gibt es, und umso mehr glauben wir, kämpfen und streiten zu müssen. Wir fühlen uns sofort bedroht, angegriffen, herabgewürdigt, obwohl selten ein Grund dazu besteht. Im Zwischenmenschlichen befinden sich sehr viele im Dauerkriegszustand.

Die Lösung besteht auch hier wiederum darin, zu lernen, nicht mehr instinktiv zu reagieren, wenn jemand unsere „Knöpfe“ drückt, unsere wunden Punkte berührt, nicht jedoch darin, emotionalen Berührungen aus dem Weg zu gehen.

Trotz aller Rücksicht und Vorsicht ist es unvermeidbar, dass wir einander im Gespräch oder schon bei der Begegnung, Emotionen auslösen, positive wie negative.

Das soll auch nicht vermieden werden, weil wir sie sonst nicht wahrnehmen könnten. Bewusstsein ist wie gesagt das Ziel, das bewusste Erkennen unserer Emotionen, der unsichtbaren Antriebskräfte, die im Unterbewusstsein förmlich darauf warten, endlich von uns erkannt zu werden. Das Bewusstsein wächst über sie hinaus, ohne sie zu unterdrücken, zu verdrängen oder zu missachten. Sind sie erkannt und integriert, reagieren wir nicht mehr blind aus ihnen heraus.


Gefühle zulassen

Es ist unmöglich, nur positive und erwünschte Gefühle zu haben, weil wir nur zwischen fühlen und nicht fühlen wählen können. Entweder wir lassen alle Gefühle zu und sind deshalb fähig zu lieben oder wir unterdrücken unangenehme Gefühle und fühlen überhaupt nichts mehr – auch keine Liebe. Wir haben die Wahl.

Unterdrückte Gefühle entwickeln im Unterbewusstsein ein Eigenleben. Was wir verdrängen, bleibt nicht einfach unbewusst und weggeräumt, es wächst im Schatten unserer Aufmerksamkeit, mutiert zu richtigen „Dämonen“, gegen die wir kämpfen und die uns bedrohen. Es ist viel schwieriger damit umzugehen als mit dem ursprünglichen Gefühl, das wir doch verdrängten, weil wir es unerträglich fanden. Der „Dämon“ ist nun erst recht unerträglich.

Die Auflösung kann wie in Märchen nur auf eine Weise erfolgen: Man muss Dämonen ins Gesicht sehen und sie benennen. Sie heißen nicht Rumpelstilzchen, sondern tragen gängigere Namen wie Eifersucht, Neid, Verlustangst und so weiter. Wir müssen also gar nicht weit suchen.
Sobald wir den richtigen Namen wissen, schrumpfen sie auf ihre normale Größe und werden harmlos im Vergleich zu dem, was durch Verdrängung aus ihnen wird.

Gefühle sind wie kleine Kinder
Sie wollen beachtet werden. Ihre Aufgabe ist es, ins Licht, ins Bewusstsein, zu kommen. Gefühle wollen nicht im Dunkeln bleiben. Also verhalten sie sich auffällig, stehen uns im falschen Moment im Weg, zwischen uns und anderen, vergällen uns Unbeschwertheit und Freude, zerstören Freundschaften und Beziehungen, Selbstachtung und Vertrauen und vieles mehr, woran wir festhalten wollen.

Deshalb brauchen wir unbedingt ein Gegenüber, viele Gegenübers, die sie „auslösen“, berühren, Menschen, die uns nahe kommen und uns wütend, traurig, froh, neidisch, verliebt, hoffnungsvoll und so weiter machen dürfen. Kurz gesagt: Menschen, die uns bewegen, die diese unbewussten Gefühle in Bewegung und uns dadurch ins Bewusstsein bringen.

Wichtig ist, den Auslöser von Gefühlen nicht mit den Gefühlen selbst zu verwechseln!
Unsere Gefühle sind unsere Gefühle, ob wir sie nun fühlen oder nicht. Jeder kann uns jederzeit jedes Gefühl auslösen, das in uns existiert! Umso mehr jemand, der uns so nahe steht wie ein Partner. Macht uns der Partner wütend, hilft es nichts, ihn als Ventil zu benützen und den Frust an ihm abzulassen. Erstens ist es ungerecht, zweitens finden wir die Ursache für die Wut nur, wenn wir die Verantwortung dafür übernehmen. Mit der Verantwortung geben wir sonst gleichzeitig die Macht über uns ab und fühlen uns dem anderen ausgeliefert.

Dabei kann kein Gefühl, das der andere berührt und bewegt, so schlimm sein, wie verdrängte Gefühle und Emotionen, die nicht fließen. Und was nicht da ist, kann übrigens auch nicht ausgelöst werden. Doch, was da ist und wir noch nicht kennen oder nicht mehr kennen wollen, wird garantiert immer wieder berührt, bis es bewusst geworden ist. Also erlösen wir es besser aus der Unbewusstheit und werden frei davon.

Es fühlt sich im Augenblick unerträglich an, wenn es auftaucht, doch da ist das Schlimmste schon fast überstanden. Wir müssen es nur noch akzeptieren und zulassen, geschehen lassen, dann wird es automatisch verwandelt.

Der Mensch an unserer Seite hat die undankbare Aufgabe, uns die tiefsten Gefühle auszulösen. Das schätzen wir, solange es gute Gefühle sind. Aber, was uns in einer Liebesbeziehung sonst noch alles an Gefühlen und Emotionen ausgelöst wird, ist nicht immer angenehm. Doch es gibt kein Entkommen, denn es sind unsere Gefühle, ob sie uns bewusst sind oder nicht. Sie gehören uns, wir tragen die Verantwortung dafür, weil wir sie selbst produzieren. Wir entscheiden selbst, wann und wie schnell wir uns verletzt, angegriffen oder herabgesetzt fühlen.

Wir funktionieren füreinander wie ein Spiegel
Er zeigt, was wir von uns nicht oder noch nicht sehen können oder wollen.

Da andere ein Spiegel für unser unbewusstes Verhalten sind, muss der Spiegel genau das tun, was wir tun – und unterlassen, was wir nicht tun. Das heißt, gehen wir auf andere zu, kommen sie uns entgegen. Gehen wir auf Distanz, kommt niemand. Der Spiegel zeigt unbestechlich die Wahrheit, er kann nicht lügen. Wir suchen uns instinktiv geeignete Menschen aus, auf die wir unsere Themen projizieren können. Alles Positive, das wir an der Person zu erkennen glauben, wie auch alles Negative, ist unser Eigenes. Es gilt: was trifft, betrifft.

Wir machen uns leicht und gern etwas vor, weil wir unbedingt gut dastehen wollen, nicht nur vor anderen, auch vor uns selbst. Das macht es so schwierig, sich im Spiegel zu erkennen.


Der Spiegel lügt nicht, im Gegensatz zu uns!
Selbsterkenntnis bedingt absolute Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und dafür müssen wir den Urtrieb des „gut dastehen Wollens“ überwinden. Weil das unangenehm ist, delegieren, respektive projizieren wir unliebsame Themen und behaupten von anderen, sie hätten ein bestimmtes Problem. Nur handelt es sich eben meistens um eine Projektion. Stellen wir uns in Bezug zu dem, was wir zu sehen glauben, erhalten wir die Wahrheit förmlich auf dem Silbertablett serviert.

Wahrscheinlich haben einige Mitspieler in unserem Lebensstück tatsächlich das gleiche Thema, denn gleiche Schwingung zieht sich an. Das entledigt uns trotzdem nicht der Aufgabe, unser Thema zu erlösen – bei uns, nicht beim anderen! Weder Missachtung, Verleugnung, Verdrängung noch Projektion bringen es zum Verschwinden, wir begegnen einem Thema so lange, bis wir es erkennen.

„Arbeiten an der Beziehung“ heißt also, seine eigenen unerlösten Themen zu erkennen und damit aufzulösen. Und nicht, dem anderen „am Zeug zu flicken“. Wichtiger als die Wahrheit schon gefunden zu haben, ist die Bereitschaft, überhaupt in uns selbst nach der Wahrheit zu suchen. Allein dadurch entwickeln wir uns schon weiter.

Beziehungen sind Hilfsmittel zur Bewusstseinsentwicklung. Es ist ein dynamischer Weg ins eigene unbewusste Innere, den wir dank Beziehungen und Bindungen gehen können.

Partnerschaft - der Schleichweg zum Ich/Abenteuer Selbsterkenntnis

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