Die kosmische Reise durchs Sonnensystem Teil 3: MERKUR, göttliches Bindeglied

Damit Sonne, Mond und Erde nicht völlig losgelöst und einsam im Kosmos herumdümpeln, braucht es etwas oder jemanden, der sie miteinander verbindet. Telefone funktionieren dort schließlich nicht, Satelliten zwecks Handyempfang gibt es – gemessen an der Zeitspanne seit dem Urknall – noch nicht lange, wurden aber bestimmt von ihm angeregt: Merkur, der nächste Planet auf unserer kosmischen Reise. Es muss schon etwas Göttliches sein, oder zumindest zur Hälfte Göttliches, wie in seinem Fall, das so enorme Distanzen überwinden kann, und zwar in Echtzeit, solange die Nachricht überhaupt noch relevant ist. Man will ja nicht drei Wochen auf eine Antwort warten.

Planet Merkur erfüllt alle Anforderungen. Der Winzling ist der Sonne so nahe, dass ein Jahr bei ihm gerade mal 88 Tage dauert. So schnell schafft kein anderer den Umlauf um die Sonne.

In der griechischen Mythologie ist Merkur Hermes, nein, kein Paketbote, sondern Spross von Zeus und Maja, halb göttlich, halb menschlich, mit geflügelten Stiefeln und Flügeln am Helm als Symbol für beide Richtungen, in die er fliegen kann. In der Hand hält er den Caduceus, den Herolds- oder Sprecherstab, der seinen Diplomatenstatus signalisiert, was ihm ein zollfreies überschreiten aller Grenzen ermöglicht, auch außerhalb der EU. Laut Mythologie versetzt er Menschen damit sogar in Tiefschlaf – ein Hinweis darauf, dass auch Bewusstseinsebenen einen Vermittler brauchen. Und das tun sie, unbedingt.


In ständigem Kontakt und Austausch

Die rechte Hirnhälfte ist bekanntlich für das Unterbewusstsein zuständig, die linke für das Bewusstsein. Dazwischen liegt ein Verbindungsstück, das dafür sorgt, dass die linke weiß, was die rechte tut, und umgekehrt. Das ermöglicht uns, übereinstimmend zu denken, zu handeln und zu fühlen. Ist die Verbindung gestört, kann das zu Epilepsie führen, ein Konflikt aufgrund mangelnder Zusammenarbeit. Und das ist längst nicht die einzige Auswirkung. Nicht auszudenken, wie das Leben wäre ganz ohne dieses Teil. Und da kommt Merkur ins Spiel. Er gilt als Bindeglied schlechthin, zwischen Gehirnhälften, Menschen, Bewusstsein und Unterbewusstsein. Er verbindet Welten, auch sichtbare und unsichtbare, und sorgt dafür, dass alles in ständigem Kontakt und Austausch steht und zwar pronto! Als Symbolträger ist der flinke Merkur dafür doch genau der Richtige.

Merkur, ewig jugendlicher Herold und Bote der Götter, Vermittler zwischen Himmel und Erde, ist immer unterwegs. Wie unsere Gedanken, die fliegen auch Tag und Nacht umher. Sie nützen sich nicht ab und werden niemals müde. Und sie können manchmal echte Zeitdiebe sein, wenn man es nicht schafft, sie zu sammeln und sich zu konzentrieren. Sie tricksen uns aus, gaukeln uns etwas vor, Merkur gilt auch als Gott der Diebe und Betrüger. Man weiß nie so recht, was Wahrheit ist und was Fake News sind. Auch hier kennt er keine Grenzen.

Am besten macht man sich Gedanken dazu, betrachtet es von allen Seiten, schließt nichts aus, stellt alles in Frage, inklusive und gerade auch die eigenen Gedanken und Ansichten. Auch hier ist nicht immer alles so, wie wir denken und meinen. Merkur, auch Gott des Denkens und der Rhetorik, ist eben ein Schlingel, redegewandt und schlau, Vermittler zwischen Regierung und Volk. Das ist weder gut noch schlecht, es ist, was es ist. Was wir damit machen, wie wir darüber denken, bleibt uns überlassen. Doch Tatsache ist, die Farbe unseres Denkens bestimmt, wie wir unser Leben empfinden. Merkur gilt nicht zufällig auch als Gott des Glücks. Kein Wunder, bedarf es doch manchmal eines einzigen Wortes, um jemand glücklich oder unglücklich zu machen. Ein Wort kann verbinden wie trennen, beflügeln wie abstürzen lassen. Die Kraft, die diesem quirligen Kerl innewohnt, ist folglich nicht zu unterschätzen. Er ist nicht das Leichtgewicht, als das er sich präsentiert. Wohl dem, der seine Worte weise wählt und dem göttlichen Anteil Merkurs Rechnung trägt.


Wegbegleiter

So mancher Redner labert unfokussiert drauflos und seine Zuhörer in Schlaf, weil er nicht bedacht hat, dass er sich mit seinen Zuhörern verbinden sollte. Chronisch Schlaflose sind ihm bestimmt dankbar. Doch das ist eigentlich nicht gemeint, wenn es heißt, dass Merkur in seiner griechischen Ausführung als Hermes Menschen in tiefen Schlaf führt und die Toten in die Unterwelt. Letzteres verweist auf die Fähigkeit, den Dingen, welchen auch immer – gedanklich, oder auch schriftlich wie hier – auf den Grund zu gehen. Ersteres beruht wohl darauf, dass das Gedankenkarussell uns ebenso gut schlaflose Nächte bescheren kann wie süße Träume. Jedenfalls erhalten wir Zugang zu allem, worauf wir uns gedanklich konzentrieren, egal wie tief oder weit entfernt es ist – sogar so tief und fern wie die Unterwelt, das Reich der Toten jenseits des Styx.

Wir können uns auf die Außenwelt fokussieren und ebenso auf unsere Innenwelt. Mit beiden Welten können wir interagieren und kommunizieren. Steht die Verbindung, fließen die Informationen von einer Ebene zur anderen.

Merkur begleitet uns auf Schritt und Tritt, auch dann, wenn wir meditieren und mal Abstand vom Denken gewinnen wollen. Das braucht etwas Übung und der Trick dabei ist, Merkur eben mal nicht zu folgen, sondern ihn einfach machen zu lassen. Irgendwann hört er auf herumzusumsen wie eine dicke Hummel und wird still, die Leinwand leer. Das geschieht von selbst, man kann es nicht tun.

„Ich denke, also bin ich“ soll der Philosoph Descartes mal gesagt haben, und er hat recht! Dennoch reicht denken allein nicht aus, man muss sich auch mitteilen, sonst ist man im Körper eingesperrt, auch wenn das Denken an und für sich wahrscheinlich nach wie vor bestens funktioniert. Fehlt die Verbindung zur äußeren Ebene heißt es „Ich denke, also bin ich, aber keiner weiß es“. Ohne das verbindende Wirken Merkurs bin ich für die Welt inexistent. Was bedeutet das nun für ...


Merkur im Horoskop

Wo Merkur steht, verbindet er uns mit den Zeichenthemen, mit anderen, mit unserer Gedankenwelt und überhaupt mit der Welt – kurz gesagt in jede Richtung und mit allem und jedem. Grundsätzlich können wir uns und einander gedanklich und verbal sowohl auf- als auch abbauen, ganz egal, wo er steht. Das bleibt uns überlassen, ist jedoch eine Frage des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, wir merken oft nicht, was wir anrichten. Der bewusste Umgang mit Worten und Gedanken will – und kann – gerade hier, wo er steht, gelernt werden.

Merkur zeigt schon mal an, welche Färbung unsere Gedanken und Worte haben, ob wir zu schwergewichtigen Gedanken und Worten neigen, oder eher zu Leichtigkeit, ja Oberflächlichkeit. Hier sehen wir, ob es uns tendenziell schwer fällt, uns auszudrücken oder nicht. Aber, wir können wie gesagt jederzeit Richtung und Farbe unserer Gedanken wechseln, im Nu. Dabei hilft es sehr, sich auszutauschen, auch über die Themen des Zeichens, in welchem Merkur steht, um sie besser kennenzulernen. So kommen wir der Art unseres Denkens auf die Spur wie auch dem einen oder anderen unbewussten Gedanken, der uns sabotiert und verändert gehört. Davon gibt es eine ganze Menge und wir tricksen uns damit aus, ohne es zu merken. Doch mit unseren Gedanken und Worten fällt und steht jede Beziehung und somit unser Sein im Leben. Das ist der göttliche Anteil Merkurs, der ihm Gewicht verleiht.

So führt uns Merkur zu mehr Bewusstheit, zum Glück, und zieht uns wenn nötig aus der Patsche. Der Verstand findet immer eine Lösung, wenn er einem Problem auf den Grund geht, egal wie tief sie verborgen liegt. Er holt sie aus der Unterwelt in die sichtbare Welt.

Überlegenheit kommt übrigens von überlegen. Wer zuerst überlegt, bevor er spricht, ist klar im Vorteil. Dann entfaltet Merkur sein ganzes Talent.


Teil 3 der Planetenreise im Sternbild Magazin

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