Wie zwei Seiten einer Münze DER KREBS UND SEIN SCHATTEN

Wo Wasser und Strand aufeinander treffen – die Traumdestination der Seele –, dort ist der Krebs zu Hause. Man könnte sagen, er hat und ist im wahrsten Sinn des Wortes „nah am Wasser gebaut“. Mitzufließen mit Ebbe und Flut, sanft gewiegt zu werden von der Bewegung des Wassers, da ist er in seinem Element und fühlt sich geborgen.

Nur geht es am Strand nicht immer sanft zu und her. Spätestens beim nächsten Vollmond gehen die Wellen hoch, das Meer (der Emotionen) ist auch sonst manchmal sturmgepeitscht und überhaupt von Natur aus launisch. Der Krebs wird herumgewirbelt und durchgeschüttelt, der Sand scheuert, die Augen brennen. Am nächsten Tag, bei Ebbe, ist alles trocken. Der Strand liegt nackt unter der Sonne, und man könnte Spiegeleier braten auf dem gleißenden Sand. Wer hier wohnt und nicht gekocht werden will wie ein Hummer, muss sich zu schützen wissen, aber Sonnenschirme für Krebse gibt es leider nicht.



Harte Schale, weicher Kerl

Den brauchen sie auch nicht, denn Krebse haben ein Dach über dem Kopf, unter das sie sich zurückziehen können, wenn‘s brenzlig wird. Wer so nah am Wasser wohnt, muss mit der Bewegung mitgehen und von einem (emotionalen) Zustand in den anderen wechseln können, um nicht unterzugehen. Der Volksmund nennt es „launisch“, beim Kind heißt es etwas netter „emotional“. Gleichzeitig braucht der Krebs eine harte Schale, um vom Wellengang nicht aufgerieben, vom Wasser aufgelöst, von der Sonne gebleicht oder gar gekocht zu werden. Und Scheren natürlich, zur Verteidigung – der Krebs ist ein wahrhaft wehrhaftes Tierchen. Und wenn alles nichts hilft, gräbt er sich damit flugs im Sand ein. Im Untergrund ist es kühl und feucht, dort kann er sich erholen.

„Ein bisschen Rückzug kann nicht schaden“, findet auch der Steinbock, die B-Seite des Krebses. Er kann das gut verstehen, liegt doch seine Traumdestination eher in Fels und Firn. Auf einem Gipfel den Ausblick zu genießen, allein und ungestört, ist wiederum für den Steinbock das höchste Glück. Auch wenn der Krebs sich noch so gern, umringt von seinen Liebsten und Nächsten, am Strand tummelt, zwischendurch muss auch er ein bisschen die Schotten dicht machen à la Steinbock und abtauchen. Nicht nur das Meer bewegt ihn und schabt, das Zusammensein bewegt und schabt seine Seele, massiert und massakriert sie manchmal gleichermaßen. „Da kann etwas Abstand nicht schaden, um dich neu zu sortieren“ bestätigt auch der Steinbock. Er sortiert sich mit Vorliebe und ausgiebig neu. Manchmal kriegt man ihn kaum noch von seinem Berg herunter, weil er zu beschäftigt ist damit. Doch dazu gibt es ein andermal mehr, wenn der Steinbock an der Reihe ist. Er muss sich noch etwas gedulden. Die Kombination zwischen weich und hart ist ideal, um (sich gut) fühlen zu können. Zu wissen, wie man sich schützen kann, hilft im Umgang mit dem „Meer“ sehr.


Wasserscheu sein oder nicht sein

Ein Krebs und wasserscheu? Unvorstellbar! Das wäre überaus problematisch, wenn man wie er so nah am Wasser gebaut ist. Und doch ist er es häufiger, als man denkt, eine Begleiterscheinung seines Wesens, die irgendwie ja auch verständlich ist. Rollen die Wellen an, krebsen wir instinktiv zurück, nicht nur, damit die Hosenbeine trocken bleiben. Wir tun es auch in Badehose. Es ist ein Urinstinkt, ein Schutzmechanismus, wir atmen nun einmal Sauerstoff und nicht unter Wasser. Zurückzukrebsen bei Wellengang, ob es sich nun um emotionale oder Wasserwellen handelt, ist also völlig normal und gilt es grundsätzlich zu akzeptieren.

Aufgrund einschlägiger Erfahrungen – wenn die Seele des Krebses beispielsweise regelrecht sandgestrahlt wurde – kann so ein Instinkt leicht übermächtig werden. Das macht den Krebs so sensibel, dass er schon bei der kleinsten Wellenbewegung rückwärts geht, sich einbuddelt und zum Einsiedlerkrebs mutiert. Das ist jedoch keine Lösung, es bewirkt genau das Gegenteil. Je mehr er sich zurückzieht, umso mehr geht er dem entgegen, was er vermeiden will. Das ist vielleicht der Art seiner Fortbewegung geschuldet. Der Krebs geht zwar nicht wirklich rückwärts, sondern seitwärts, vorwärts jedenfalls nicht. Anzunehmen, dass er aus diesem Grund öfters genau das Gegenteil erreicht von dem, was er beabsichtigt. Setzt er sich in Bewegung, entfernt er sich vom Ziel. Doch das ist rein spekulativ aufgrund von Beobachtungen. Auf der Gefühlsebene bedeutet das jedenfalls – und das ist nicht spekulativ, sondern Fakt –, je mehr er sich gegen emotionale Wellenbewegungen wehrt, umso launischer wird er. Unterdrückung von Emotionen ist eine Garantie dafür.

Gut also, dass dem Krebs der Steinbock gegenübersteht. Er sorgt fürs nötige Equipment einerseits, die harte Schale wie erwähnt. Andererseits auch dafür, den Krebs bei der Stange zu halten. So taucht er doch immer wieder auf und lässt sich auf seine Liebsten ein nach jedem hohen Wellengang. Nachtragend ist er nicht.

Wasser braucht Erde, sie formen einander und geben sich Halt. Nur gemeinsam bieten sie einen Untergrund, auf dem Leben möglich ist. Auch Amphibien sind umhüllt von einer mehr oder weniger festen Form, ja sogar Quallen haben eine Hülle, welche die Organe zusammen, das Wasser im Körper drin und das Wasser außerhalb aus dem Körper draußen hält. So kann auch Wasser, das wir trinken, unsere Organe nicht hinausschwemmen. Klingt weit hergeholt, macht jedoch Sinn.

Fische haben Schuppen, Krebse und Schildkröten Panzer, wir Skelett und Haut, die lebensnotwendige Kombination von Wasser und Erde, Krebs und Steinbock.


Fazit

Es ist in Ordnung, weich zu sein, zu fühlen und mitfühlen zu können, ja sogar lebenswichtig. Den richtigen Umgang mit seiner Emotionalität erlernt der Krebs, indem er sie akzeptiert und trainiert, statt unterdrückt und negiert. Man wird ja nicht von ungefähr unter einer Krebs-Sonne geboren, sondern damit uns die Seele das notwendige Wellenreiten beibringen kann. Der Krebs in uns soll jegliche Wasserscheu verlieren und sich mit Vergnügen in den Wellen tummeln. Wer das nicht kann, geht entweder unter oder gräbt sich das Wasser ab und vertrocknet, körperlich wie emotional.

Wasser bedeutet Leben, und wer lebt, wird immer auch in einem gewissen Ausmaß emotional gebeutelt, mehr oder weniger. Deshalb müssen wir auch hart sein können, um nicht zu zerfließen. Als Kind wechseln sich emotionale Zustände, Lachen und Weinen, Wüten und Trauern, ständig, ja fast im Sekundentakt. Wären wir als Erwachsene immer noch so, wären wir sogar für uns selbst kaum auszuhalten. Ein bisschen steinböckische Selbstbeherrschung schadet also nicht, und diese erlernen wir durch Übung, nicht durch Unterdrückung. Der Steinbock sagt ja bekanntlich „Übung macht den Meister“. Wer als Kind weinen darf, wütend sein, traurig, übermütig, lernt, damit umzugehen. Die Wellen verlieren ihre Bedrohlichkeit, wir reiten sie ab und werden seelisch stark und widerstandsfähig im Alltag, auch wenn einem nach wie vor schummrig werden könnte bei hohem (Emo)Wellengang. Mitfließen und sich wiegen lassen zu können von Ebbe und Flut, das ist das Ziel, und der Strand deshalb des Krebses Domizil.

Fortsetzung folgt mit Löwe – Wassermann ...
©tinapeel

 
für Allgeiers Sternbild Magazin auf den Punkt gebracht









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