Die Bretter, die die Welt bedeuten

Diese Redewendung kennt wahrscheinlich jeder, auch wenn kaum jemand weiß, dass sie auf einem Gedicht Friedrich Schillers basiert („An die Freunde“, 1803). Gemeint sind natürlich die Bretter der Theaterbühnen dieser Welt. Lange bevor die Bilder laufen lernten und die Leute ins Kino strömten, ja noch länger, bevor man sich einfach alles aus dem Internet „streamte“ und zu Gemüte führte, waren sie die Plattform für Geistanregendes schlechthin. Jede Stadt, die etwas auf sich hielt, besaß ein Theater. Im Theater konnte man lachen, weinen, seinen Alltag, ja auch mal sich selbst vergessen. Aber das war nicht alles. Die Schauspiele erweiterten auch den geistigen Horizont, es gab viel zu lernen, zu erkennen und zu verstehen. Und mancher revolutionärer Gedanke wurde auf den Theaterbühnen dieser Welt gesät. Aus diesem Blickwinkel betrachtet könnte man sagen, das Theater erinnert irgendwie ans 3. Haus im Horoskop. Den Zwillingen zugeordnet ist es ein Ort der geistigen Formung und Schulung, was grundlegend wichtig ist. Das Theater – eine Form von Bildung über Bilder, Ansichtsmaterial fürs Leben. Doch es gibt noch weitere Bretter, die, wie wir gleich sehen werden, ebenfalls die Welt bedeuten.



Die Sache mit dem Brett vor dem Kopf

Ein Begriff, der zunächst ziemlich witzig klingt, ist in Wahrheit eine ernste Sache. Es scheint eine besondere Affinität zwischen Köpfen und Brettern zu geben, so als ob sie zueinander gehören würden. Und wie der Bretterzaun auf der Weide, der die Herde beieinander hält und vor dem Weglaufen bewahrt, halten auch die Bretter vor dem Kopf die Gedankenpferde an Ort und Stelle. Sind Bretter vor dem Kopf deshalb sinnvoll?

Jedenfalls braucht es keine Bretter vor dem Kopf, um bei anderen einen Stein im Brett zu haben – oder doch? Ist man nur angesagt, wenn man vernagelt ist? So könnte man meinen. Eine eigene Meinung ist mancherorts unerwünscht. Doch auf Dauer vernagelt zu sein, ist dennoch kein guter Zustand. Wir lieben die Freiheit, und um freier leben zu können, braucht und will der Geist freien Auslauf. So sammelt er Ansichtsmaterial, das ihn bildet.

Dass Bretter und Köpfe eine Affinität haben, muss jedoch bedacht und in Betracht gezogen werden, wenn wir verstehen wollen, wie wir geistig funktionieren. Doch wir können etwas tun, um eine klarere Sicht in alle Richtungen zu gewinnen. Und nicht nur das, wir können die Bretter beim Entfernen sogar dazu verwenden, das Feuer der Kreativität zu schüren. Mittels Rauchzeichen, die aufsteigen, teilt man dem Kosmos seine Gestaltungswünsche mit und lässt sie los. Als Antwort darauf schickt der Kosmos alles ins Feld, was nötig ist. Vielleicht sehen wir das im Moment nicht, weil wir noch zu vernagelt sind, aber das kommt noch – alles zu seiner Zeit – genauso sicher wie die Antwort des Kosmos. Das war jetzt die fantasievolle Version, jetzt folgt die logische.


Vernagelt oder nicht vernagelt, das ist nicht ganz die Frage

… die Shakespeares Hamlet auf der Theaterbühne zu deklamieren pflegte, aber so ähnlich. Jedenfalls hat sich auch die ursprüngliche Seins-Frage auf der Bühne gestellt, fraglos als eine viel zitierte Redewendung etabliert, und lädt zu allerlei Wortspielen ein. Auch in dieser Form ist es eine wirklich gute, ja eine grundlegende Frage, eine, die den Geist anregt. Genau das ist der springende Punkt. Ein angeregter Geist ist eine starke Kraft, die nach und nach viele Bretter vor dem Kopf überwindet.

Das 3. Haus, wie auch das Theater, kann ein vergnüglicher Ort sein, dramatisch, oberflächlich, tiefgründig, je nachdem, welche Stücke dort gespielt werden. Die Zeichen darin geben zwar Auskunft über die Färbung – auch der Bretter –, über Tendenzen, aber nicht, wie ich damit umgehe. Man ist manchmal so vernagelt, dass man ein Lustspiel nicht einmal erkennt, obwohl man sich mittendrin befindet und Teil davon ist. Diese Bretter bedeuten also tatsächlich für uns die Welt, die Wahrnehmung der Welt. Je vernagelter wir sind, umso weniger können wir sehen, ganz klar. Wir schauen ja quasi durch die Schlitze hindurch. Wie „die Welt“ tatsächlich aussieht? Wer weiß? Sie hat wohl so viele Gesichter, wie es Menschen gibt, ganz zu schweigen von der Tierwelt. Deren Wahrnehmung ist von Spezies zu Spezies verschieden. Das muss man sich mal vorstellen!

Kaum vorstellbar ist es, dass wir jemals komplett bretterfrei und unvernagelt sein könnten. Wahrscheinlich wären wir dermaßen geblendet, dass wir uns auf der Stelle in Luft und Licht auflösen würden. Insofern könnten die Bretter auch einen gewissen Schutz bedeuten, eine Art Sonnenbrille. Etwas sperrig, aber warum nicht. Nach und nach werden sie gelockert und entfernt, so dass sich unsere Augen, und in Verbindung damit unser Geist, an die Helligkeit anpassen können. Wir wachsen quasi langsam ins Licht hinein. Warum Licht und nicht Dunkelheit? Ganz einfach, die Bretter würden keinen Sinn machen. Dunkel wäre es hüben wie drüben, hinter und vor den Brettern. Doch eines ist sicher, im Leben ist nichts ohne Sinn, wir können ihn – Bretter sei dank – nur nicht auf Anhieb sehen.


Fazit

Bretter vor dem Kopf sind normal. Dass wir vernagelt sind, gilt es also zu akzeptieren. Dass wir nicht vernagelt zu bleiben brauchen, liegt auf der Hand. Dass wir unseren Geist mit immer wieder neuem Gedankengut füttern müssen, um eine freiere Sicht zu erhalten, ist logisch. Die Gedankenpferde erhalten auf diese Weise Zugang zu immer neuen geistigen Weidegründen. Dass sich unsere persönliche Welt dadurch konstant verändert, ist völlig logisch.

Ob Schiller damals gedacht hätte, dass mit den Brettern, die die Welt bedeuten, tatsächlich auch die Bretter vor dem Kopf gemeint sind?! Denn das tun sie offensichtlich. Oder würde er sich im Grab umdrehen, könnte er diesen Artikel lesen? Das bleibt der Fantasie überlassen. Mein Geist ist jedenfalls angeregt, die Gedankenpferde schwärmen aus.

Ach übrigens: Schon gewusst? Der Kosmos ist voller Lachen!

©tina peel
für Allgeiers Sternbild Magazin, Rubrik Astrologie & Philosophie

 




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