Wir ziehen durch die Häuser ~ Haus 6: Ich und meine Problemzonen

Ich gehe eigentlich gern zur Schule, wenn ich bloß nicht immer so früh aufstehen müsste jeden Tag. Im Winter ist es noch dunkel und ich bin viel zu müde, um zur Schule zu gehen. Doch Mama und Papa sagen, ich muss. ‚Schulpflicht‘ heißt das, da darf niemand schwänzen. Man würde sogar bestraft, obwohl ich nicht weiß, was das bedeutet. Kommt dann die Polizei und steckt mich ins Gefängnis? Och! Ich will auch nicht bestraft werden. Und die Hausaufgaben! Ist die Schule endlich aus und ich komme heim und will ganz dringend spielen, muss ich Hausaufgaben machen. Ja da streite ich mich manchmal mit Mama, um zu sehen, ob sie mich nicht doch raus lässt, damit ich mit den anderen herumtoben kann. Doch sie sagt wieder mal „Erst die Pflicht, dann das Vergnügen!“, ich dürfe erst spielen gehen, wenn sie erledigt sind. Och! Ich versuche, ganz schnell zu sein, aber dann mache ich so viele Fehler, dass ich noch viel länger brauche. Mama sagt auch, ich könne mich schlecht konzentrieren und brauche deshalb länger. Sie schimpft deswegen ab und zu mit mir, aber ich kann nichts dafür, ich will doch nur spielen. SO habe ich mir das Leben nicht vorgestellt, immer nur lernen, lernen, und nochmals lernen. Die Lehrer behaupten, dass wir nicht für die Schule oder für sie lernen, sondern für uns, damit aus uns mal was werden kann, was immer das auch bedeutet. Brauche ich das wirklich, wenn ich ‚Schef‘ werden will?

Sie haben recht. Wenn du nicht nur Schule gehst, lernst du nichts, du widerspenstige kleine Seele. Dann bist du, wenn du groß bist und für dich sorgen können solltest, abhängig davon, dass man sich um deinen Lebensunterhalt kümmert. Das ist zwar gut, du müsstest nicht verhungern. Der ‚Sozialstaat‘ würde dich auffangen und dieses komische Wort bedeutet nichts anderes als einmal mehr: die ‚Herde‘. Doch ‚Schef‘ über dein Leben wärst du so ganz bestimmt nicht. Die Herde bestimmt, wie du zu leben hast und DAS würde dir als freiheitsliebende und kreative Seele garantiert nicht schmecken! Willst du also unbeschwert und frei spielen können, höre auf deine Eltern und ‚tue deine Pflicht‘, wie schon im 2. Haus, wo du gelernt hast, dich um deine Körperbedürfnisse zu kümmern. Im 6. Haus wird schon etwas mehr von dir verlangt, dass du dich um deinen Lebensunterhalt kümmern kannst. Dann kann aus dir etwas werden und das Vergnügen ist ungetrübt und frei von schlechtem Gewissen.


SpielREGELN erlernen

In der Schule muss man still sitzen, was mir sehr schwer fällt. Das geht nur, wenn wir etwas ganz Interessantes machen. Gut, dass wir öfters auch turnen, Sport ist mir viel lieber als sitzen und zuhören oder Arbeiten schreiben. Aber so richtig wie ich will, geht es auch da nicht ab. Es gibt viele Regeln, an die wir uns halten müssen. Erst dachte, ich „Menno, können die uns nicht einfach in Ruhe Ball spielen lassen?“. Doch dann fiel mir auf, dass es bei Fußball und Volleyball und so gar nicht ohne Regeln geht. Ohne geht es nur, wenn ich allein spiele. Zusammen zu spielen ist aber auch toll, anders toll. Wir schreien herum und dürfen das sogar. Ich springe dadurch viel höher, werfe weiter, bin schneller.

Sieh an, da hast du ja wieder etwas Wesentliches begriffen liebe Seele. Im Spiel des Lebens gibt es Regeln, weil wir eben nicht allein auf der Welt sind. Die sind nötig wie die Ampeln im Straßenverkehr. Ohne Ampeln und Verkehrsregeln gäbe es ein Chaos auf der Straße, ohne Spielregeln gäbe es keine Mannschaftsspiele. Genauso verhält es sich im Leben. Da gibt es Regeln, die den Umgang miteinander regeln wie die Spielregeln das Spiel. Aufs Zusammenspiel zu verzichten, um ausschließlich machen zu können, was du willst, würde dich um sehr viel Vergnügen bringen, wie auch um Ansporn und Energie. Vor allem würde es dich sehr einsam machen, du würdest dich zum Sonderling entwickeln, den keiner mag. Auch das würde dir bestimmt nicht gefallen. Du weißt ja, dazugehören und geliebt zu werden ist ebenfalls lebenswichtig.



Die lieben Umstände

Neulich prügelte ich mich auf dem Pausenplatz mit einem Jungen, jedenfalls behaupten das die anderen. Eigentlich haben wir doch nur gerangelt. Er hat angefangen, er war gemein zu mir, ich kann nichts dafür. Die Pausenaufsicht packte uns und brachte uns zum Rektor. Wir mussten eine Weile draußen vor der Türe warten, bis er uns in sein Büro rief. Da wurde uns schon etwas schummerig, weil wir nicht wussten, welche Strafe uns erwartet. Es war jedoch weniger schlimm als befürchtet. Der Rektor schimpfte zwar mit uns und sagte, es werde nicht geprügelt auf dem Pausenplatz. Hatten wir ja gar nicht, aber das ließ er nicht gelten. Wir sollen miteinander reden, wenn wir Probleme hätten, meinte er. Unangenehm war es trotzdem. Als er den Jungen fragte, was passiert sei, erzählte der, ich hätte was gemacht, was ihn verletzt habe. Ich war überrascht, ich hatte es nicht gemerkt, war doch keine Absicht. Er hatte doch mich verletzt, dachte ich, war wahrscheinlich auch nicht seine Absicht. Ich schämte mich ein bisschen, dass ich so gedankenlos und gemein war. Dann verlangte der Rektor, dass wir uns entschuldigen, was mir nicht leicht fiel – keine Ahnung wieso. Danach mussten wir beide Strafaufgaben lösen … noch mehr Hausaufgaben, oooch! Das nächste Mal passe ich lieber auf. Und ist jemand gemein zu mir, denke ich erst nach, ob nicht ich zuerst gemein war und es nicht merkte, denn das will ich nicht. Und vor allem will ich keine Strafaufgaben machen. Das ist öde. In der nächsten großen Pause spielten der Junge und ich zusammen. Er ist ja richtig nett. Vielleicht wird er sogar mein Freund?

Es gibt beim Eintritt ins Leben leider keinen Beipackzettel, wo steht, wie das Spiel läuft und welche Regeln im Umgang damit und mit anderen zu beachten sind. Das müssen wir schon selbst herausfinden. Wer an diesem Spiel teilnimmt, macht also zwangsläufig Fehler. Das ist nun aber kein Unglück, weil wir daraus lernen, viel mehr als wenn wir auf Anhieb alles richtig machen würden. Sei also nicht zu streng zu dir. Lebe und lerne, das Leben selbst ist der beste Lehrer liebe Seele. Zur Schule gehst du nur ein paar Jahre, die Lebensschule hingegen verlässt du nie, du lernst nie aus. Anstatt zu stänkern, wenn etwas in die Hose geht, dich zu wehren und herauszureden – Unwissenheit schützt wie du siehst nicht vor Strafe –, mach dich an die Arbeit und erledige die öden Strafaufgaben, wenn sie anfallen. Du lenkst so Energie dorthin, wo etwas geflickt, verbessert, geheilt werden soll, und machst es nächstes Mal einfach besser. So hast du etwas davon und lernst etwas daraus und darum geht es im 6. Haus. Hier stehen nämlich deine ‚Problemzonen‘, Themen, die besonderer Aufmerksamkeit und Pflege bedürfen. Sie sind wie vernachlässigte Ecken in deinem Lebensgarten, wo kaum etwas gedeiht. Das Leben macht dich immer wieder darauf aufmerksam, die ‚lieben‘ Umstände, die quengeln und nerven, reiben es dir unter die Nase. Während du sie erforschst, beobachtest, analysierst und unermüdlich an einer Verbesserung arbeitest, beginnt es dort langsam zu wachsen und zu blühen. Und siehe da, aus den größten Unfähigkeiten entwickeln sich deine größten Fähigkeiten, aus größtem Frust entsteht die dickste Lebensfreude und aus Feinden, mit denen du dich prügeln wolltest, werden die besten Freunde. Dann hat sich die ganze Arbeit gelohnt – das tut sie immer! So entwickelst du dich nach und nach vom gelegentlichen Hobbygärtner, der Blumen mit zu viel Wasser ersäuft oder vertrocknen lässt, weil er keine Lust hat, sich zu kümmern, zum Gärtnermeister, der weiß, was er tut und wie er es richtig macht. Auch dann machst du Fehler, aber es stört dich weniger, du akzeptierst es und widmest dich hingebungsvoll der verödeten Ecke, gespannt, was darauf wächst.

Und nun kannst du ein paar Leute zu einer Gartenparty einladen und mit ihnen spielen im 7. Haus.


©tina peel 


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