Wir ziehen durch die Häuser ~ Haus 8: Ich und meine Schattenseiten

Wie konnte es nur so kompliziert werden mit meiner Freundin? Eben noch war alles gut, wir lachten und spielten, das gefiel mir und ich mochte sie sehr. Im nächsten Moment sagte oder tat sie Dinge, die mich wütend machten. Dann mochte ich sie plötzlich gar nicht mehr und hätte sie am liebsten weg geschubst. Doch ich mag mich dann selbst auch nicht, ich bin doch nicht so. Oder doch? Ich schäme mich so! Wenn meine Mama wüsste, dass ich so wütend sein und jemand weg schubsen kann, was würde sie von mir denken? Wahrscheinlich würde auch sie mich nicht mehr liebhaben. Vielleicht sollte ich besser allein bleiben, ohne Freundin? Aber das will ich doch gar nicht, ich will nicht allein sein! Es soll nur wieder richtig Spaß machen wie am Anfang. Was ist bloß passiert?

Was passiert ist kleine Seele? Ganz einfach: Du dachtest, du hättest dir im 7. Haus eine Spielgefährtin angelacht, aber da steckt viel mehr dahinter. Ihr habt viel Zeit zusammen verbracht, seid euch näher gekommen und habt euch besser kennengelernt. Da tauchen auch Seiten auf, die dir nicht gefallen, bei ihr wie bei dir. Sie macht dich wütend? Na und? Dann sei eben wütend. Das ist kein Grund, dich zu schämen. Du wirst noch oft wütend sein, oder enttäuscht, verletzt, traurig. Und weißt du was? Das geht allen so, nicht nur dir. Du hast ja in Haus 4 gelernt, dass Gefühle einfach sind, was sie sind, weder gut noch schlecht, dass es wichtiger ist, Gefühle zu haben als gefühllos zu sein und du sie einfach zulassen sollst. Die Frage ist vielmehr, darf diese Person dir so nahe kommen? Darf sie in dir so viel auslösen? Es gibt die, bei denen du es zulassen kannst, bei anderen nicht, mit deiner Wahl steht und fällt die Beziehung. Denn eines ist sicher: Sobald du dich tiefer einlässt, gelangst du unweigerlich ins 8. Haus, wo deine Schatten ans Licht kommen, und die magst du nicht mit jedem teilen. Dort landet auch alles, was du abwürgst und nicht fühlen willst. Das klebt dann an dir wie Kaugummi und du musst mächtig herumeiern und kannst keinen an dich heranlassen, wenn du vermeiden willst, dass es ans Licht kommt. Dabei sehnst du dich danach, akzeptiert und geliebt zu werden, mit all deinen Talenten, Fähigkeiten und Unfähigkeiten. Das ist der Weg, der dorthin führt. Willst du, dass Scham und Wut, Unsicherheit und Angst verschwinden? Dann steh dazu, vor dir, vor anderen, es ist nur ein Teil von dir, ein menschlicher. Riskiere es, dafür kritisiert und abgelehnt zu werden, dann macht es schwupp, und weg ist es, aufgelöst in Wohlgefallen.


The dark side of the moon

Sie sagte plötzlich, ich sei komisch und sie wolle nicht mehr mit mir zusammen sein, sie suche sich einen anderen Freund. Ich liebe sie doch, reicht das denn nicht? Auch meine Eltern hacken dauernd auf mir rum, tu dies, tu das, lass das, ich glaube, sie mögen mich auch nicht mehr. Als ich erzählte, dass meine Freundin nicht mehr meine Freundin sein wolle, meinten sie, ich solle das nicht so ernst nehmen, solle sie loslassen, sie sei eben doof. Ich hätte was Besseres verdient. Das hilft mir nicht, sie verstehen mich nicht, niemand versteht mich! Ich erzähle ihnen besser nichts mehr. Mein bester Freund ist kürzlich weggezogen. Wir simsen und whatsappen zwar noch, aber das ist nicht dasselbe. Und oft muss ich lange auf eine Antwort warten, obwohl ich sehe, dass er online ist. Er mag mich offensichtlich auch nicht mehr. Ich werde nie mehr Freunde finden, wer will mich schon? Ich bin komisch.

Ja das Leben ist manchmal kein Honiglecken, kleine Seele. Ohne Verletzungen kommt man da kaum weg, auch wenn die größtenteils hausgemacht sind. Du denkst, sie mögen dich nicht? Falsch gedacht! Da nimmst du dich zu wichtig. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, nicht mit dir, leckt seine Wunden, fühlt sich nicht okay, unverstanden, ungeliebt und ausgegrenzt … merkst du was? Denen geht es wie dir. Wie der Mond aus einer hellen Seite besteht, die wir sehen, und einer dunkeln, die wir nicht sehen, hat jeder Schattenseiten, du kleine Seele, sie, auch das Leben selbst und ebenso die Liebe. Wir verlieren geliebte Menschen, Jobs, die Gesundheit, die Liebe und, wenn auch eher selten, Zweifel und Ängste. Vieles müssen wir hergeben, obwohl wir es behalten wollen, anderes wiederum werden wir nicht los, obwohl wir gern darauf verzichten würden, widerspenstige Wesensanteile, ungute Gefühle und besagte Ängste und Zweifel zum Beispiel. Lass dich trotzdem immer wieder ein, aufs Leben, auf die Welt und die Menschen darin und auf das, was dich bewegt. Erforsche es und lerne es kennen, dann verlierst du die Angst davor, denn Angst macht, was du nicht kennst. Dann wechselt immer mehr von der Schattenseite auf die Lichtseite. Du wirst noch oft Freunde, geliebte Menschen, auch die eine oder andere liebgewordene Illusion verlieren, was sich jedes Mal ein wenig wie sterben anfühlt, was auch irgendwie stimmt. Doch was ‚stirbt‘, verschwindet nicht, es verwandelt sich bloß und wird als etwas anderes wiedergeboren. Du findest immer wieder jemanden, den du lieben kannst und der dir durch seine Nähe hilft, deine widerspenstigen Wesensanteile in Haus 8 zu zähmen. Also wehr dich nicht, gönne dir ein Bad im Selbstmitleid, zieh dich ins Schneckenhaus zurück zwecks Erholung. Dann komm wieder raus!

Zähmung des Widerspenstigen
Das Leben macht keinen Spaß.

Das ist nicht das Leben, kleine Seele, das ist dein Schneckenhaus, in das du dich zurückgezogen hast.
Alle haben Spaß, nur ich nicht.

Stimmt nicht, die leiden, wie gesagt, ebenso an ihren Themen, sie erzählen es dir nur nicht. So wie du es ihnen ebenfalls nicht erzählst.

Ich werde nie mehr glücklich sein! Das war‘s für mich.

Jetzt reicht‘s aber kleine Seele! Es ladet zum Bade, das Selbstmitleid, doch lass dich nicht verführen, darin zum Dauergast zu werden. Zähme auch dein Selbstmitleid. Eine Runde planschen ist okay, aber dann schnapp dir ein Handtuch und komm raus! Schluss mit dem Absondern, zurück zur Herde, zu Nähe und Geborgenheit. Gib deinen Widerstand auf. Er ist es, der dir wehtut, verursacht durch dein Denken, du denkst zu viel Mist. Beginne lieber ein neues Spiel und lerne und wachse weiter.
Neulich erwachte ich und war plötzlich überhaupt nicht mehr wütend oder traurig, keine Ahnung wieso. Ich habe mich sogar auf die Schule gefreut. Ist doch egal, ob ich komisch bin, dachte ich, dann bin ich es halt. – JA, jetzt hat du‘s begriffen, kleine Seele! – Es gibt da eine neue Mitschülerin, die ist eigenartig. Sie ist nicht nett, sie ist auch nicht angezogen wie die anderen, oft sogar ziemlich schräg. Und sie nervt manchmal mit ihrem wilden Getue. Ich weiß nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Finde ich sie gut oder nicht? Sie ist nicht besonders hübsch, nicht so wie meine Freundin war. Vor ein paar Tagen mussten wir Zweiergruppen bilden für eine Übung. Sie und ich standen zufällig nebeneinander und wir taten uns zusammen. Da wir während der Übung reden durften, tratschten wir über dies und das. Sie ist ja gar nicht, wie ich gedacht hatte, wir verstehen uns gut. Sie fühlt sich so vertraut an, als würde ich sie schon länger kennen. Ich verstehe gar nicht, warum ich sie komisch fand und nicht mochte. Sie ist ja doch hübsch, fällt mir jetzt auf. Ich ertappe mich dabei, dass ich nach ihr Ausschau halte auf dem Weg zur Schule und nach Hause. Was könnte das bedeuten?

Also zunächst bedeutet das, du bist raus aus dem emotionalen Sumpf, da deine Gedanken eine andere Richtung genommen haben. Du hast ein neues Ziel angepeilt. Vor allem jedoch, und das ist entscheidend, hast du den Widerstand auf- und dich der ungeliebten Lage ergeben und sie so los- und hinter dir lassen können. Du bist über dich hinausgewachsen, hast die zu eng gewordene Haut abgestreift wie einen alten Bademantel. DAS ist der Schlüssel, wie man widerspenstige Schattenseiten zähmt und über seine Grenzen ins 9. Haus hineinwächst.
©tina peel






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