November – Entblättern steht auf dem Programm

Der November kommt, das Laub geht, festhalten nützt nichts. Es ist nötig, dass sich Bäume und Sträucher nackt ausziehen. Schnee wäre auf belaubten Ästen zu schwer, sie könnten unter der Last abbrechen, also weg damit. Außerdem bildet Laub die Grundlage für neues Leben. Die Summe der Materie auf der Erde bleibt immer gleich. Nur aus alter, verbrauchter Materie kann neues Leben entstehen. Sie unterliegt dem ewigen Kreislauf von Verwandlung und Erneuerung, Geburt, Tod und Wiedergeburt.


Jetzt wird‘s verbindlich
Entblättern steht auch für uns auf dem Programm. Wir haben auf dem Partnermarkt ein geeignetes Subjekt gefunden und kommen einander näher. Die Kleiderhüllen lassen wir meist relativ rasch fallen, dafür sorgen unsere Triebe. Doch wir sehnen uns nach mehr als nach körperlicher Vereinigung, wir wollen auch seelisch verschmelzen. Dazu müssen wir uns überwinden und Masken, Schminke und Verkleidung ablegen, ohne zu wissen, ob wir nackt und ungeschönt akzeptiert und geliebt werden. Trotzdem müssen wir den Seelenstriptease wagen, damit die Liebe wachsen kann, und wir mit ihr. Der (Farben-)Rausch ist vorbei, ganz klar, Ernüchterung macht sich breit, wenn das Entblättern beginnt. Eben noch waren wir total verliebt, in die Farbenpracht der Natur, ins Leben, in einander. Jetzt hängt der Hochnebel oft wie ein Tupperware-Deckel über der Gegend und malt die Welt darunter grau in grau. Es ist nass und kalt, immerhin können wir uns aneinander kuscheln und uns gegenseitig wärmen. Am liebsten würden wir sowieso manchmal die Decke über den Kopf ziehen, damit sie uns nicht auf den Kopf fällt, Winterschlaf halten und erst wieder auftauchen, wenn es wärmer wird. Es wäre keine schlechte Idee, der plötzlichen Melatoninschwemme nachzugeben und zumindest mehr zu schlafen. Die Hormone reagieren ja umgehend auf den Mangel an Licht, wenn Ende Oktober die Uhren zurückgedreht werden und es abends um sechs schlagartig dunkel ist. Stattdessen unterdrücken wir das Bedürfnis, machen die Nacht zum Tag und tun so, als ob‘s immer Sommer wär‘, bloß nicht loslassen! Dabei ist im Dunkeln gut munkeln, man hört besser, und Grau eine edle Farbe, die Weisheit symbolisiert. Gandalf, der Magier aus Herr der Ringe, wurde der Graue genannt, bevor er vor lauter Weisheit weiß wurde. Grau ist die ‚Farbe‘ der Wandler zwischen den Welten und ... der Erneuerung. Das passt doch prima zum Thema.


Licht ins Dunkel bringen
Im Oktober hielten sich Tag und Nacht noch die Waage, nun ist die Nacht auf dem Vormarsch. Doch keine Bange, haben sich die Augen erst ans Dunkel gewöhnt, erkennt man plötzlich eine andere Welt. Wenn der erste Lack ab ist, macht sich zwar auch in Liebesbeziehungen Ernüchterung breit, die sich ebenfalls wie ein Deckel über die Stimmung legen und sie ab und zu trüben kann. Wo Nähe herrscht, werden wir zwangsläufig mit uns selbst konfrontiert und uns gefällt nicht immer, was da auftaucht. Der Seelenstriptease ist jedoch lebenswichtig, denn die berüchtigten warzigen Frösche und rotäugigen Dämonen graben uns im Unterbewusstsein sonst mit der Zeit im wahrsten Sinn des Wortes das (Lebens-)Wasser ab. Dieser Ballast muss ‚sterben‘, bzw. aufgedeckt und recycelt werden, damit wir zu neuer Energie kommen. Das Sternzeichen Skorpion hieß früher bezeichnenderweise Skorpion-Adler. Wer raus aus der Ohnmacht und mehr Durchblick im Leben kriegen will, muss sich seinen Dämonen stellen. So wird die gebundene Energie freigesetzt und wir gewinnen die nötige Antriebskraft, um über die Bleifüße, die uns am Boden halten, hinauszuwachsen. Gut also, dass man vor dem Menschen, mit dem man Kopfkissen und Revier teilt, nicht die Haustüre zuknallen kann wie vor Angehörigen und Freunden, wenn‘s emotional brenzlig wird und ans Eingemachte geht. Jedenfalls nicht so leicht. Die Chancen stehen deshalb gut, dass wir viel Belastendes auflösen können. Dringen wir also ein in Erebor alias unsere Innenwelt und schauen, was wir sehen. Im Gegensatz zu den Gefährten in Herr der Ringe nehmen wir den Lift, kaum wird ein Knopf gedrückt, sind wir schon dort. Das grenzt an Magie. Wo immer etwas im Unterbewusstsein verborgen liegt, das ans Licht will (alles in der Natur strebt nach Licht, auch warzige Frösche und Dämonen), ist auch ein Knopf, den irgendwann jemand instinktiv drückt. Was nicht da ist, kann auch nicht ausgelöst werden. Den ultimativen Knopfdrücker haben wir nun praktischerweise in unserem Bett.


Die Natur macht es vor
Die Natur ist müde geworden und entzieht allen Äußerlichkeiten den Saft, wirft alles Überflüssige ab, um nach einer Ruhephase mit neuer Vitalität hervorzubrechen. Auch wir können nicht rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr auf der Bühne des Lebens tanzen, Schlafentzug über längere Zeit überlebt keiner. Das Leben im Alltag (Außenwelt) ist anstrengend und herausfordernd, es verbraucht viel Energie und hinterlässt Spuren in der Seele. Wir eiern manchmal ziemlich herum, schlaflos, um Schmerz zu vermeiden und nicht an das zu rühren, was sich unangenehm anfühlt. Die Angst vor Liebesverlust, falls es entdeckt wird, ist groß und raubt zusätzlich Energie. Doch wenn wir es jetzt nicht machen wie Mutter Natur, heißt es bald „Houston, wir haben ein Problem!“. Stehendes Wasser ist tot, das gilt auch für blockierte und erstarrte Gefühle und Emotionen. Kommt uns jemand nahe, kommt Bewegung hinein und siehe da, jetzt können wir sie wahrnehmen, sie werden bewusst und lassen sich benennen (Rumpelstilzchen). Auch wenn wir uns dabei oft ohnmächtig ausgeliefert fühlen, den Emotionen wie dem Knopfdrücker, ist es in Wahrheit ein Liebesdienst, den wir einander erweisen. Die Transformation von unbewusst zu bewusst setzt wie gesagt die blockierte Energie frei. Was bewusst ist, ist integriert und somit losgelassen, es quält uns nicht mehr. Da haben wir doch tatsächlich alles versucht, um die vermeintlichen Dämonen loszuwerden, sie bekämpft, ignoriert, nichts half. Wir wurden nur immer schlapper und schlapper und ängstlicher. Dabei mussten wir ihnen nur ins Gesicht sehen, trotz Angst, hinter IHRE Fassade linsen, so steht es auch in den Märchen. Sie sind nicht, was sie scheinen, sondern verkleidete Unsicherheiten und Ängste, unsere Schwächen und Macken. Sie machen uns erst rund und ganz, wir sind trotz oder gerade dank ihnen liebenswert. Während wir unsere Frösche küssen und entzaubern, verwandelt sich die anfängliche Ernüchterung zunehmend in Erleichterung.


Endlich Liebe!
Und plötzlich geschieht es, aus der verschwundenen Verliebtheit wächst Liebe, mit jeder Hülle, die fällt, etwas mehr. Unser Part ist es, Nähe zuzulassen, uns zu schälen wie eine Zwiebel und zu begrüßen, was auftaucht. Die Verwandlung geschieht von selbst. Nun erkennen wir, dass zwar alle Materie, körperliche Schönheit, Verliebtheit, die Farbenpracht der Natur, vergeht. Die Essenz darin, die sie beseelt, ist zeitlos und unsterblich. Wir sind über unsere Schatten, die den Blick aufs Wesentliche verstellten, gesprungen, sind uns selbst und einander auf den Grund gegangen, wie der Skorpion in der Wüste zum Grundwasser vorstoßt, um zu überleben. Dort gelangen wir jedes Mal hin, wenn wir loslassen und uns hingeben, im Schlaf, in der Meditation, ja auch beim Orgasmus, überhaupt wenn wir Gefühle zulassen statt abwürgen. Regeneration findet statt, wir laden unseren Akku auf. Der Skorpion ist wie der Krebs ein Wasserzeichen, Gefühle sind wie ein Wasserkraftwerk, das Lebenselixier produziert. Je tiefer wir uns darauf ein- und sie zulassen, umso mehr Widerstände werden aufgelöst. Wir werden immer vitaler und erheben uns langsam wie ein Phönix aus der ‚Asche‘. Wer Liebe sucht, muss also fühlen, wer fühlen will, muss Nähe zulassen. Und wer im Schützen den Himmel stürmen will, muss in die Tiefe steigen. Wo sonst kriegen wir die nötige Schubkraft her, um die Erdanziehungskraft zu überwinden!? Und jetzt: „Houston, we‘re ready for take off“!

©tina peel

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