Eine kosmische Reise durchs Sonnensystem Teil 7 SATURN, der Schwellenhüter

Und weiter geht die Reise, nächster Halt: Saturn. Bitte anschnallen und festhalten, jetzt wird es turbulent. Jupiter ist zwar der hellste, doch Saturn eindeutig der eindrücklichste Planet, auch wenn sein wahres Gesicht am Himmel nicht von bloßem Auge erkennbar ist. Auch dieser Planetenriese zieht allerhand Geröll an und sage und schreibe 62 Monde! Im Gegensatz zum nur wenig größeren Jupiter zerstört er es nicht, nein, er lässt sich davon neckisch umringen. Das kann kein Zufall sein, der Kerl hat doch etwas vor damit. Will er uns etwa Steine in den Garten werfen?

Unser Reisegefährt könnte jedenfalls Schaden nehmen, wenn wir leichtsinnig aufs Ziel, Saturn, zusteuern, womöglich sogar das Ende unserer Reise bedeuten – welch böses Schicksal! Gut also, dass wir dank Jupiters Schulung unterdessen etwas Selbstbeherrschung besitzen und nicht mehr blindlings auf alles losstürmen, was wir erreichen wollen. Wir achten auf den Weg und allfällige Hindernisse, was etwas mehr Zeit braucht als die Geduld oft aufbringen möchte.


Herrscher über Zeit …
Saturn ist schon etwas weiter entfernt von der Sonne und braucht recht viel Zeit, um sie einmal zu umkreisen und durch alle Zeichen zu wandern, annähernd 30 Jahre. Zeit ist denn auch das Thema. Kronos (Saturn) wurde in der griechischen Mythologie als Gott der Zeit und des Ackerbaus verehrt. Letzteres hängt sehr vom richtigen Zeitpunkt ab und verlangt bekanntlich Geduld und Ausdauer. Nehmen wir uns also ebenfalls etwas Zeit, um ihn genauer anzuschauen.

Der Sohn von Uranus (Himmel) und Gaia (Erde) entmannte seinen Vater mit einer Sichel und entthronte ihn damit, worauf Uranus übrigens seine Bedeutung verlor. Die Symbolik darin wird sich uns auf der nächsten Station der Reise enthüllen. Kronos verschlang deshalb seine Kinder mit Rhea schon bei der Geburt. Er hatte Muffensausen, dass sie mit ihm dasselbe machen könnten, wie er mit seinem Vater, was nicht verwundert. Man vermutet im Verhalten anderer ja immer, was man selbst tut. Deshalb verhält man sich am besten so, dass man „vom Schicksal“ nichts zu befürchten hat, das hat uns Jupiter zuvor schon geraten. Gut also, dass Ratgeber und Lebenslehrer Jupiter dem Schicksal seiner fünf Geschwister entging. Rhea versteckte ihn nach der Geburt (in der Zeusgrotte in Kreta natürlich, wo sonst?) und gab Kronos stattdessen Steine zu futtern. Die Symbolik darin: Die Zeit „frisst“ Unreifes (Kinder). Wie viel Zeit etwas oder jemand zum Reifen braucht, ist allerdings unterschiedlich. Das Verstreichen der Zeit allein macht ja noch nicht reif, nur älter. Man muss schon auch ein paar Aufgaben lösen, um gleichZEITig daraus zu lernen. Und je größer die Herausforderung (der Stein), umso mehr wachsen und reifen wir daran. Das wäre denn auch das Ziel. Natürlich verlangt auch das von uns Geduld, Disziplin und Ausdauer. Ein bisschen Stöhnen ist an dieser Stelle erlaubt, die drei Grazien sind schließlich ebenfalls eine Herausforderung und fallen uns nicht in den Schoß. Doch ist uns das Ziel wichtig, scheuen wir auch diese Mühe nicht. Gibt es nichts, was wir erreichen wollen, was der Mühe lohnt, dann bleiben wir einfach wie wir sind. Das muss jeder für sich entscheiden.


… und Schicksal
Jetzt wird langsam klar, an welcher Schwelle Saturn sitzt. Er prüft von Zeit zu Zeit, ob uns das ganz normale Alltagsleben noch reicht. Wahrscheinlich tut es das auch lange Zeit. Doch eines Tages – das kann gut auch erst nach Äonen und unzähligen Leben sein – ist die Zeit für jeden reif. Wachstum ist ja nach wie vor die treibende Kraft im Leben. Man kennt das Hamsterrad in- und auswendig und will endlich raus. Auf diesen Moment hat Saturn gewartet, aber nicht tatenlos. Er warf uns tatsächlich immer wieder Steine in den Garten, an denen wir zu schlucken hatten. Saturn galt früher als Unglücksplanet, weil man ihm als Gott des Schicksals die Schuld an Missernten und Hungersnöten und an jedem anderen Ungemach im Leben zuschob. Jeder Erfolg ging natürlich auf unser Konto, nie auf seines. Okay, ob die Saat aufging oder nicht, war halt wirklich schicksalhaft und ist es noch. Und natürlich ist es nicht lustig, wenn auf unserem Weg Steine liegen. Doch sein Ziel ist ja, uns zu fördern. Manchmal brauchen wir länger, bis wir uns trauen das Geschenk anzunehmen, und nehmen mehrmals Anlauf. Und manchmal ist der Drang nach Befreiung so groß, dass wir es gleich in Angriff nehmen. Dann tritt die Veränderung auch sofort ein, zeitgleich. Die Fähigkeiten im Umgang mit unserem Leben und all seinen Herausforderungen wachsen analog dazu, und das Leben erhält zunehmend mehr Qualität. Insofern gebührt Saturn doch unser Dank, die Steine sind kein Unglück, sondern machen uns fit fürs Leben. Wir werden groß und stark und entdecken neue Welten außerhalb des Hamsterrads, obwohl wir nach wie vor körperlich daran gebunden sind. Uranus winkt in der Ferne.


Die Bedingungen
Man nehme … eine Herausforderung an und lasse sich darauf ein. Mit dem Aufgeben des Widerstands stoßen wir die Türe auf, an deren Schwelle Saturn wacht, und kommen weg vom passiven Ertragen. Wir klopfen den Stein ab, fühlen ihm auf den Zahn, und er enthüllt Herkunft und Beschaffenheit, Sinn und Zweck seines Daseins. Wir stellen erstaunt fest „He! Der liegt ja nicht zufällig, sondern absichtlich auf meinem Weg!“.

Man nehme folglich … auch die Verantwortung dafür an. Das ist entscheidend fürs Weiterkommen. Der wahre Steinwerfer ist nicht Saturn, er sitzt in uns drin, wir haben diesen „Stein“ unwissentlich generiert, er ist die sichtbare Auswirkung. Wenn wir das begreifen, öffnet sich die Türe ganz und wir überschreiten die Schwelle vom unbewussten, vom Schicksal gebeutelten, zum bewussten und selbstbestimmten Leben. Zu wissen, dass wir Einfluss auf unsere Lebensumstände haben, wirkt total befreiend und bahnbrechend aufs Verhalten. Obwohl wir auch jetzt nicht immer wissen, was wir tun, und öfters etwas falsch machen, stehen wir dazu. Wir zeigen Rückgrat, lernen daraus und machen es besser.


Saturn im Horoskop
Wo Saturn im Horoskop steht, ist mit Hindernissen und Lebensprüfungen zu rechnen. Er ist ein harter Lehrmeister, hier wird uns nichts geschenkt. Natürlich stört es uns, dass wir dort nicht (mehr) einfach drauflos machen können, wie wir wollen. Doch ausgebremst werden wir in Wahrheit, damit wir besonders aufmerksam und achtsam sind, und zur Vertiefung des Themas. Je eher wir damit beginnen, desto besser. Saturn verlangt keinen Perfektionismus, er prüft lediglich immer wieder, wo wir mit den Themen des Zeichens in diesem Lebensbereich stehen. Sollten wir uns verfransen, können wir uns neu ausrichten. Verlangt wird von uns nichts, was wir nicht bringen. Geprüft wird, was wir gelernt und ob wir es auch wirklich verstanden haben, also nichts Unmögliches.

Hier, wo er steht, können wir super effizient werden und besondere Fähigkeiten entwickeln. Das geht halt nicht von heute auf morgen, und es verlangt einmal mehr Ausdauer, Geduld und Disziplin. Am Ende wird es sich gelohnt haben. Die Steine entpuppen sich als echte Geschenke, die wir nicht missen möchten, als Einladungen zur Weiterentwicklung.

Steine haben noch eine weitere Funktion, nämlich die der Klärung und der Reinigung. Regenwasser reibt sich beim Versickern auf seinem Weg durch den Boden an Kies und Sand. Die Verunreinigungen, die das Wasser beim Verdunsten aus der Luft aufgenommen hat und ihn beschwert haben, so dass der Wasserdampf als Regen vom Himmel fällt, werden abgerieben. Es wird wieder leicht und taucht als sauberes Quellwasser an die Oberfläche, wo es erneut verdunstet. Mit uns geschieht im Grund dasselbe. Wir brauchen solche Steine, um „sauber“ zu werden, unbelastet, leichter, licht, bewusst. Nur so gelangen wir zur nächsten Station auf unserer Reise, denn Uranus ist nicht von dieser Welt. Wir finden ihn jenseits der Schwelle, wenn wir dafür reif geworden sind.
©tina peel



Teil 7 der Planetenreihe im Sternbild Magazin






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