Die kosmische Reise durchs Sonnensystem Teil 10: NEPTUN, der Seismograph

Neptun umgibt etwas Geheimnisvolles, und damit ist nicht das Gas gemeint, das ihn aus der Ferne so schön blau erscheinen lässt. Dass wir dort auf unserer Reise überhaupt „aufschlagen“ können, verdanken wir den besonderen Spürnasen damaliger Astronomen. Sie erahnten seine Existenz bereits lange vor seiner Entdeckung im Jahr 1846. Uranus‘ Entdeckung 65 Jahre vorher hatte ja die bisherige Vorstellung des Sonnensystems gerockt, welches bis dahin bei Saturn endete, und sie sensibilisiert. Die Umlaufbahn Uranus‘ widersprach auffallend den Newtonschen Gravitationsgesetzen. Die einzige logische Erklärung dafür war ein weiterer Planet, unsichtbar, aber doch wahrnehmbar. Was für ein passendes Motto für Neptun!

Auf Neptun gibt es Winde wie auf keinem anderen Planeten unseres Systems, ebenfalls eine gewaltige, unsichtbare, jedoch gut spürbare Kraft. Das macht es etwas knifflig, an ihn heranzukommen, zumal wir auch nicht wissen, was uns hinter dem Gasnebel, der ihn umhüllt, erwartet. Da hilft wohl nur: Radar an, Augen zu, und los geht es im Blindflug mitten hindurch. Tauchen wir also ein in Neptuns Mysterium.


Herkunftsgeschichte? Etwas undefinierbar

Neptuns griechische Entsprechung ist Poseidon, Herrscher der Meere und allen fließenden Wassers, Bruder von Jupiter/Zeus und Pluto/Hades. Wurde er wütend, konnte er die Meere aufwühlen und Erdbeben erzeugen, was sicher oft vorkam bei seinem sensiblen Gemütsleben. Er ist ein empfindliches Kerlchen. Auch aufs Wetter soll er einen Einfluss haben. Gezeugt wurde er von Saturn und Ops, der altrömischen Göttin des Erntesegens. Doch ansonsten ist seine Geschichte nicht ganz klar, er ist und bleibt eben schwer fassbar. Neptun wie Poseidon wurden meist blau dargestellt, mit blauen Haaren und blauer Haut. Der Gasplanet erscheint im Fernrohr ebenfalls blau, die Farbe, die wir mit Wasser assoziieren. Es ist einerseits Methan, das seine Wolken blau färbt, Helium natürlich und andere noch nicht identifizierte Stoffe. Man vermutet darunter einen festen Kern aus Gestein, auch das ist jedoch nicht gesichert. Festen Boden brauchen wir auch nicht (mehr), um den Gasriesen, der schon fast am Rande des Sonnensystems vor sich hinzuträumen scheint, zu erforschen. Doch stille Wasser sind oft tief, und so braucht es schon etwas Vertrauen, sich „aufs offene Meer“ zu wagen.


Bewegte und bewegende Unterwasserwelt

Neptun herrscht ja nicht nur über dem Wasser, sondern auch darunter, wo eine fremdartige Welt existiert, mit gedämpftem Licht, zauberhaften Farben und eigenartigen Tönen, wo alles mit allem verbunden ist. Schallwellen sind kilometerweit zu hören, sie fließen ungehindert überallhin. Wirft man einen Stein ins Wasser, breiten sich Wellen kreisförmig in alle Richtungen aus und schlagen an Ufer, die weit vom Geschehen entfernt sind. Nichts kann sie aufhalten. Das ist seine Welt, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Vorteile sind – nebst der Schönheit und der meditativen Wirkung aufs Gemüt –, dass Meere und Seen uns ernähren. Nachteilig hingegen ist, fischt man in Neptuns Unterwasserwelt, nehmen die Netze nicht nur Thunfische oder Lachse, oder wonach man sonst fischt, auf, sondern auch allerlei Beifang. Das lässt sich nicht vermeiden. Nicht nur der Beifang bedankt sich, wenn wir ihn wieder frei lassen, auch wir haben weniger zu schleppen.

Ja, wir! Wir sind Fischer, auch wenn wir nicht Fische fischen, und nehmen allerlei „Beifang“ auf, während wir durchs Leben schippern. Das geschieht unterschwellig und unbemerkt, unter der Oberfläche eben, während wir vom sicht- und greifbaren Leben abgelenkt sind. Dass wir uns öfters am Tag zwecks Reinigung die Hände waschen und duschen, ist selbstverständlich. Dass auch das Innenleben gewaschen werden sollte, weil der „Schmutz“ dort ebenfalls krank machen kann, ist uns selten bewusst. Wie soll das auch gehen? Es hat ja keine Hände. Es geht trotzdem, das neptunische Händewaschen unter der Oberfläche nennt sich Psychohygiene. Da geht es darum, sich zu besinnen und meditativ ins eigene Innere zu versenken. Verlagern wir den Fokus weg von den fünf Sinnen, die ständig alles kontrollieren, sind wir nicht mehr außer uns (außer sich sein), sondern ganz bei uns. Solcherart zentriert wird der tägliche „Beifang“ freigelassen, alles, was nicht unseres ist, fällt ab. Auch wenn wir nicht sehen können, was sich unter der Wasseroberfläche bewegt, fühlen tun wir es trotzdem, und Auswirkungen auf unser Leben hat es so oder so. Da ist es doch besser, sich damit zu befassen, hinzuhorchen, hineinzusehen, um zu erfassen, was es ist. Das nötige Equipment dazu besitzt jeder, denn jeder hat einen ...


Neptun im Horoskop

Neptun ist grundsätzlich eine Art Sensor, ein Seismograph für Bewegungen auf der inneren Ebene. Den brauchen wir auch, unbedingt, denn wenn die Wellen hochgehen im Alltag, ist es wichtig, die Auslöser, den Stein des Anstoßes sozusagen, unter der Oberfläche ergründen zu können. Somit verfügt auch jeder über einen sechsten Sinn, auch wenn nicht jeder gleich stark darauf achtet. Wie wir damit umgehen und wie ausgeprägt dieser Sensor ist, zeigt die Stellung im Horoskop.

Bei einer markanten Neptun-Stellung kann es vorkommen, dass man sich vor lauter Mitfühlen und -leiden in fremden Geschichten verliert, ohne es zu merken. Gibt es Parallelen zur eigenen Geschichte, verlässt man allzu leicht sein Gleis und irrt auf fremden Pfaden herum. Unter Wasser ist wie gesagt alles mit allem verbunden. Der Beifang solcher Fischzüge wiegt schwer und schlägt hohe Wellen in Körper und Leben, löst so manchen Sturm im Wasserglas aus. Deshalb ist die erwähnte Psychohygiene so überaus wichtig. Je leichter man sich auf alles einfühlen kann, umso wichtiger ist es, sich NICHT auf alles und jeden einzufühlen, sonst wird das Fühlen unerträglich. Wir helfen damit keinem und vermehren das Leid. Man muss sich gezielt an der (Spür)Nase nehmen und sie dort reinstecken, wo es wirklich etwas bringt, in die eigene Geschichte, wo eh alles mit allem verbunden ist. Dort sehen wir mehr. Wer also seinen sechsten Sinn trainiert – ja das geht –, sollte analog dazu diszipliniert und pflichtbewusst Psychohygiene betreiben.

Die Zeichenthemen im Lebensbereich (Haus), die er markiert, wollen intuitiv erfasst werden. Hier sollen wir Ahnungen und Eingebungen folgen und erspüren, was sich im Untergrund bewegt. Damit uns das leichter fällt, hüllt Neptun es in Nebel, bedeckt es mit einem Schleier, was auf uns einerseits anziehend wirkt. Andererseits hilft es, Ablenkungen auszuschalten, um es klarer „sehen“ zu können.

Hier will etwas von innen nach außen fließen, wir haben dort Zugang zu anderen, feineren Ebenen. Natürlich sind wir oft unsicher, ob wir uns in dem, was wir wahrnehmen, täuschen, uns belügen oder etwas vormachen. Neptun kann wie eine Brille mit dunkeln oder rosaroten Gläsern wirken, was zu einer Verfärbung oder Verzerrung der Wirklichkeit führt. Die Fantasie spielt uns zusätzlich Streiche und geht ständig mit uns durch. Ignorieren hilft nichts, Neptun/Poseidon tobt nur umso mehr (die Ursache für Hochsensibilität = ein untrainierter sechster Sinn, wie im Film Sixth Sense übrigens). Mit Schulung werden wir mit dem Unfassbaren immer vertrauter, die Wahrnehmung gelingt immer besser, worauf auch die diffusen, nebulösen Ängste schwinden, die uns plagen, wenn es um Unfassbares, Neptunisches geht. Angst macht bekanntlich, was fremd ist und unbekannt.

Pluto, das nächste Ziel unserer Reise, wird sowieso prüfen, was echt ist und was Illusion oder Selbstbetrug. Nur das Echte hat Bestand, alles andere wird eingestampft, um daraus etwas Neues zu erschaffen.

©tina peel 

Teil 10 der Planetenreihe im Sternbild Magazin


Teil 7: SATURN, der Schwellenhüter

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