Wie zwei Seiten einer Münze DER STEINBOCK UND SCHATTEN

Seine Welt sind die Berge, obwohl er nicht Heidi heißt. Den Begriff „Berge“ braucht man auch gar nicht wörtlich zu nehmen, Arbeitsberge können es ebenfalls sein. Hauptsache, es türmt sich etwas vor ihm auf, das er erklimmen kann. Wo der Schütze noch Berge versetzen wollte, ist es dem Steinbock also durchaus recht, dass sie sind, wo sie sind. Sein Ziel ist schließlich, seine Kräfte zu messen, seine Fähigkeiten zu ergründen, um danach Gewissheit zu erhalten, über sich, über das Leben, über Themen, die ihn interessieren. Er will freie Sicht auf die Welt, den Durch- und Überblick, egal wobei, und trägt zu diesem Zweck Berge ab, wo nötig. Denn, je größer die Herausforderung, umso mehr reizt es ihn, sie zu meistern. Es geht ihm dabei nicht um den Weg zum Ziel, sondern ganz explizit ums Ziel, um den Preis für seinen Fleiß. Welch ein Steiß! Jedoch ...


Ohne Fleiß kein Preis

Die Tendenz, den schwierigeren Weg zu wählen, ist deshalb stark, seine Ausdauer beim Klettern legendär und bisweilen rücksichtslos. Es werden dabei gern mal Grenzen überschritten, körperlich wie seelisch. Letzteres wiegt mindestens so schwer. So mancher „Steinbock“ stand schon am Gipfel des Everest und musste feststellen, dass ihm die Kraft für den Rückweg fehlt. Und das, obwohl die Seele schon lange vorher meckerte, Alb- und in diesem Fall Alpträume im wahrsten Sinne des Wortes, ihn wahrscheinlich warnten, die Batterie sei im roten Bereich. Nur, aufgeben das ist eine Herausforderung der Extraklasse. Da fragt man sich doch, warum macht er es sich überhaupt so schwer?

Zum einen eben, weil der Preis für so viel Fleiß umso größer ausfällt. So kann der Steinbock erst richtig wertschätzen, was er errungen hat. Er will nichts geschenkt und schenkt sich auch selbst nichts, sondern lieber ein. Dafür ist er bereit, bis an die Grenzen zu gehen und darüber hinaus. Die Kollateralschäden aufgrund von Überanstrengung vermiesen ihm jedoch häufig den Sieg.

Andererseits ist der Krebs gegenüber und sein Drang, den „Wirrungen im Tal“, alias dem Alltagstrubel zu entkommen, um sich besser zu fühlen und frei atmen zu können, mitschuldig. Auch der Steinbock krebst, was den Alltag anbelangt, gern zurück. Verständlich, die Luft ist reiner am Berg, der Blick klarer, zumal wenn man das Geschehen mit Abstand und von oben herab betrachten kann. Das ist eine nicht zu unterschätzende Triebfeder und die Ungeduld zudem groß. Und das wiederum ist …


Ein Handicap des Steinbocks

Man könnte meinen, der Steinbock hätte die Ruhe weg und sei geduldig bis zum Abwinken, wenn man ihn so ziel- und scheinbar trittsicher klettern sieht. Weit gefehlt! Er will seinen Preis, um jeden Preis und auf direktem Weg. Je eher, desto besser. Das setzt er mit aller Härte, oft rücksichtslos gegenüber seinen Bedürfnissen durch. Klar sollte man einiges aushalten, ja erdulden können, wenn man hoch hinaus will. Nichts anderes steckt in dem Wort Geduld. Doch übertriebene Strenge macht spröde, und Sprödes bricht. Jeder Fels in der Brandung kann ein Lied davon singen.

Wie man beim Klettern auf den Everest emotional nicht sandgestrahlt und aufgerieben wird, ja was wahre Stärke überhaupt bedeutet und wie man seine Batterien auflädt, zeigt ihm der Krebs. Die Seele ist die Quelle unerschöpflicher Kraft. Dank ihr kann der Steinbock zum Himmelsstürmer werden. Sie spricht zu ihm im Traum, er badet darin im Schlaf. Doch das klappt nur, wenn er sich auch um seine emotionalen Bedürfnisse kümmert. Sie wollen ebenso pflichtbewusst erfüllt werden wie die Bedürfnisse des Körpers. Er tendiert seelisch ebenso zu Askese und Verzicht wie körperlich, mit entsprechenden Konsequenzen. Er vertrocknet, als würde er zu wenig Wasser trinken. Wie gut wir ohne Wasser auskommen, wissen wir ja selbst.

Schwäche zulassen und zeigen zu können, das Handtuch zu werfen, wenn es zu viel wird, umkehren, wenn es brenzlig wird, ist für den Steinbock ein Stein des Anstoßes, der ihm sauer aufstößt und schwer im Magen liegt. Nur, auch wenn man genügsam ist und wenig braucht, auf alles verzichten geht dann doch nicht. Und schon gar nicht auf seelische Bedürfnisse. Da muss er schon Rückgrat zeigen und dazu stehen.
 

Eine Frage der Selbstbeherrschung?

Der Steinbock in uns, jener ehrgeizige und strebsame Teil, braucht weder auf große Ziele zu verzichten, noch muss er Kompromisse machen. Nur sollte er unterwegs auf sein Bauchgefühl achten, egal, wohin des Weges es ihn auch zieht. Manchmal ist weniger wirklich mehr, und je höher hinaus er will, umso langsamer und bedächtiger sollte er (vor)gehen. Tempo ist nicht alles. Nebst der richtigen Ausrüstung ist auch das richtige Tempo, angepasst an den Untergrund, wichtig, das weiß jeder Bergsteiger. Viele kleine Schritte führen zuverlässig an jedes noch so hohe Ziel, und erst noch ohne Energieverlust. „Kaizen“ bedeutet „Pfad der kleinen Schritte“, ein Erfolgsrezept aus Japan, das in der Industrie Verwendung findet. Es lässt sich explizit auf jeden Weg im Leben umsetzen. Schritt für Schritt, aufmerksam und bedächtig gehen, statt den Blick aufs ferne Ziel gerichtet. Da stellt der Steinbock zu seinem Erstaunen fest, dass er schon fast sein Ziel erreicht hat, ohne es zu merken. Langsam und bedächtig gelangt man viel schneller hin, mit Sicherheit.

Es ist also einerseits eine Frage der Selbstbeherrschung, wie weit wir kommen, ob und wie wir unsere Ziele erreichen und den Preis dann auch genießen können, den wir erringen. Kriegt der Steinbock in uns seine Ungeduld in den Griff oder nicht? Andererseits braucht es die Bereitschaft, Schwäche zu zeigen und auch mal zurückzukrebsen, sein Ziel anzupassen, ja sogar aufzugeben, auch wenn das nach Versagen riecht. Manchmal müssen wir eine Strecke Weg zurückgehen oder Umwege machen, um ans Ziel zu kommen, was sich wie ein Rückschlag und dennoch stimmig anfühlt.

Das ist der wahre Everest. Wer DIESE Herausforderung schafft, kommt überall an und erhält seinen Preis. 

©tina peel
für Allgeiers Sternbild Magazin

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